13.3.06

Homeplus II

Einkaufen bei "Homeplus" ist wie die Ankunft im güldenen Westen. Die Auswahl ist gigantisch. Der Supermarkt ist rund um die Uhr geöffnet, selbst am Wochenende. Die Koreaner kennen den Begriff "Mitternachts-Shopping". D.h., die Leute gehen hier spätnachts einkaufen, weil dann die Ladenbesitzer müde und unkonzentriert sind und eher mit sich Handeln lassen.

Mir sind bei meinem zweiten Einkauf bei "Homeplus" so viele Sachen aufgefallen, die ich kurz aufzählen möchte:

Neben der Stelle für die Einkaufswagen, gleich am Eingang, sieht man kleine Schließfächer mit einem Gitterfenster. Meine Begleiterin meint, daß seien Hundeboxe. Da man die Tiere nicht vor dem Supermarkt anbindet, nimmt man sie mit rein und sperrt sie in so ein Schließfach. (Aus Angst, daß die Hunde vom Hundefänger geklaut werden. Von wegen, nur in China essen sie Hunde! Ein Gang über den Markt beweist das Gegenteil.)

Die Produkte haben recht eigenwillige Namen. So heißt ein Reinigungsmittel "Combat" (Kampf). Warum ist noch kein Werbetexter in Deutschland auf so einen Markennamen gekommen?

Die Packungsgrößen sind zum Teil aberwitzig. Shampoo und Duschgel gibt es nur in Literflaschen. Alleinlebende, die kleinere Abpackungen brauchen, haben das Nachsehen.

Das Geschäft mit den Beigaben blüht: Wenn man vier Joghurts kauft, kriegt man zwei gratis dazu. Wenn man einmal Streichkäse kauft, kriegt man noch 10 Instant-Kaffeebeutelchen dazu, etc. Die Beigaben haben nicht unbedingt etwas mit dem Hauptprodukt zu tun. Wenn man Klopapier kauft, gibt's als Extra eben noch ein Packerl Waschmittel. Moment, vielleicht steckt doch eine gewisse Logik dahinter...

Es gibt "german bread" (tok il bbang). So steht es wenigstens auf der Tüte. Farblich schwankt es zwischen Weiß- und Mischbrot. Noch habe ich den runden Brotlaib nicht angeschnitten. Er fühlt sich so leicht an. Nur die Kruste ist fest. Letztes Jahr, als ich in Sachsen war, gab es auch so eine Art Brot: Außen schön kross, innen ganz hohl. Aber da das eine Spezialität der Region war, wußten die Käufer, was sie erwartet. Andererseits - - - die Koreaner werden auch Witze über das Kimchi machen, daß es in Deutschland als Konserve zu kaufen gibt.

An der Kasse wird man nach einer Rabattkarte gefragt. Selbst der kleinste Supermarkt hat irgendein Kundenbindungsprogramm. Bei meinem Stammladen in Campusnähe gibt es grüne Sammelpunkte, die man auf ein Zettelchen kleben muss. Wenn man die Weintrauben alle aufgeklebt hat, kann man sich Waren im Wert von 4000 Won aussuchen. Die Koreaner sind ganz wild auf Rabatte. Da diese Unsitte auch vor Restaurants nicht haltgemacht hat, kommt es vor, daß die Leute nur in einem Restaurant Platz nehmen, daß auch ausreichend "Service" (z.B. eine Extraportion Fleisch) anbietet.

1 Comments:

At 21/3/06 05:26, Anonymous Anonym said...

Lieber Stefan, voller Spannung lese ich Deine Berichte. Du solltest ein Buch später über Deine Erlebnisse herausbringen. Deine lockere bildhafte Art zu schreiben bringt mich gleich in die Mitte des Geschehens. Die Koreaner haben schon eine besondere Mentalität, ein gewisses Schubladendenken scheint sich zu bestätigen. Ist das auch umgekehrt so? Mitternachtsshopping - das passt ja zu unserer aktuellen Streiksituation - Verlängerung der Arbeitszeiten. Viele Grüße

 

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