8.4.06

Gelber Sand

Ich huste schon wieder.

Der Himmel war heute fahl und gelb.

Seitdem die Wolke über der Stadt hing, waren die Farben verschwunden. Gebäude und Straßen waren von einem feinem staubigem Schleier überzogen. Die Koreaner nennen das Phänomen "Gelber Sand" und meinen, dass es eine natürliche Ursache dafür gibt. Die feinen Partikel werden von einem kräftigen Wind aus der Mongolei oder aus China hunderte Kilometer weit bis nach Korea getragen.

Die Ausländer sagen, dass die Koreaner mit dieser Ansicht nur ihre horrenden Umweltsünden vertuschen wollen. All die Industrie- und Autoabgase, die die Luft belasten, würden in einer riesigen Dunstglocke über der Stadt hängen und wegen der Begrenzung durch die Hügel nicht abziehen. Der Staub sei kein gelber Sand aus dem Westen und schon gar nicht auf so eine weite Strecke bis hierher transportiert worden. Messungen des Feinstaubgehalts in der Luft gibt es nach meinem Kenntnisstand nicht. Grenzwerte, die eingehalten werden müssen, wohl auch nicht.

Wem soll man also glauben? Wikipedia hält sich jedenfalls an die koreanische Version.

Das Problem-"chen" tritt ab und zu auf, häufiger im Frühjahr und im Herbst als in den anderen Jahreszeiten. So erzählten es mir die Koreaner. Sie selbst waren allerdings heute sehr erstaunt darüber, wie gewaltig die Wolke sei. Ich sah sehr viele Leute mit einem Mundschutz herumlaufen. (Ein Mundschutz hilft nicht viel, denn die Partikel sind so winzig klein, dass sie mühelos durch den Stoff kommen und eingeatmet werden.) Selbst junge Pärchen gingen händchenhaltend und mit halbverdeckten Gesichtern durch die Straßen, was einfach nur schauerlich aussah. Wenn man Lust gehabt hätte, auf den Straßen von Seoul Sequenzen für einen Umwelt-Katastrophenfilm zu drehen, hätte man dazu gute Gelegenheiten gehabt. It's the end of the world as we know it...

In den U-Bahn-Schächten liefen die Frischluftgebläse auf Hochtouren und pumpten damit auch die staubige Luft nach unten. Spätestens da fing ich kräftig an zu husten. Es schmeckte nach feinem Sand, den ich durch Mund und Nase herausschleuderte.

In der Nacht brach ein Gewitter los und reinigte die staubbedeckte Stadt.

3 Comments:

At 10/4/06 18:03, Anonymous Anonym said...

Das klingt ja schauerlich, zumal vor ein paar Tagen der deutsche Fernsehfilm "Die Wolke" lief. Smog kann es aber eigentlich nicht sein, das würde eher zum Sommer passen. Obwohl, wie war denn das Wetter in den letzten Tagen bei Euch?

CaRo

 
At 10/4/06 20:18, Blogger sca said...

Ich würd mal so sagen - bedeckt. ;-)

 
At 15/4/06 23:39, Anonymous Anonym said...

gelber Sand.
gelber Schnee, die Eskimomutter sagt, Kinder eßt keinen gelben Schnee.

 

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