17.4.06

A Grand Day Out

Ostersonntag. Ich gehe hinterm Haus spazieren. Da der Weg so schön bergauf führt und das Wetter so schön sonnig ist, beschließe ich, einfach weiterzulaufen. Irgendwo werde ich schon ankommen. Also zuerst den Geungsan hinauf.

Oben auf dem Hügel ist ein Trimm-Dich-Pfad, es gibt Dutzende Tennisplätze, die auch eifrig bespielt werden, einen Barfußpfad, einen großen Bolzplatz und einen herrlichen Ausblick in alle Himmelsrichtungen. Wenn nur die vielen Hochhäuser nicht wären, wäre es wirklich idyllisch.

Womit ich überhaupt nicht gerechnet habe, sind Spiegel an den Schutzhütten. Vielleicht, um sich die Frisur nach dem Workout zu richten oder nochmal ein neues Make-Up vor dem Abstieg aufzulegen. Die vorbeilaufenden Koreaner gucken irritiert, als ich mich selbst vor dem Spiegel fotografiere. Immer diese verrückten Ausländer...

Auf der anderen Seite des Berges steige ich wieder hinunter und befinde mich plötzlich in der Seouler Variante von Berlin-Marzahn. Ungläubig starre ich in die Luft. Die Häuser stehen sehr eng zusammen und man erreicht dieses Wohnviertel, in dem ich stehe und den Hals nach hinten recke, nur über einen Fahrstuhl, der von der unteren Straße über 5 Etagen auf die nächsthöhere Ebene fährt. Ich fahre runter, staunenden Blickes auf die sechsspurige Fahrbahn und die meterdicken Betonpfeiler des Highways, der sich über mir entlangwindet.

Mit der U-Bahn geht es weiter nach Süden. Ich habe von einem riesigen Elektronikmarkt-Einkaufsviertel gelesen und will mich nach einem Handy umschauen. Als ich in Yongsan ankomme, muss ich zuerst durch einen meterlangen Tunnel laufen und befinde mich plötzlich mitten in einem riesigen Freiluftmarkt für Computerzubehör. Verkauft wird die abgepackte Neuware direkt auf der Straße: Festplatten, Platinen, PC-Gehäuse, Kabel, etc. 90% der Kunden sind Männer. Die Frauen und Freundinnen sind wahrscheinlich nur mit dabei, weil sie sich zu Hause nur langweilen würden.

Der Begriff "Elektronikmarkt-Einkaufsviertel" ist keinesfalls übertrieben. Ich laufe durch mehrere lange Straßenzüge und sehe überall kleine Elektronikläden, dicht an dicht gereiht, auf den Fußwegen stehen die Straßenhändler, die sich die Ladenmiete nicht leisten können. Überall herrscht rege Betriebsamkeit. In einer Ladenzeile werden links und rechts nur Handys verkauft. Ich habe nach dem dritten Laden aufgegeben, die Geräte miteinander zu vergleichen. Hastig gehe ich weiter, um nur ja nicht von einem hilfsbereiten Verkäufer angesprochen zu werden. Englisch kann hier kaum einer.

In einem anderen Gang werden nur Konsolenspiele verkauft. Vor riesigen Fernsehern starren ein paar junge Leute auf die bunte Grafik, palavern mit den Verkäufern. Es geht hier sehr entspannt zu, trotzdem werde ich auch hier immer wieder angesprochen. Gern probieren die Koreaner ihre paar Englischvokabeln an mir aus.

Die Dimensionen des Yongsan-Elektronikmarktes sind gewaltig. Ich gehe ungefähr einen Kilometer in die eine Richtung und dann wieder zurück. Dabei bin ich noch nicht einmal sicher, alles gesehen zu haben. An diesem Sonntag haben auch längst nicht alle Geschäfte offen. Vielleicht sollte ich noch einmal unter der Woche wiederkommen. Dann aber mit koreanischer Unterstützung. Ich bin gewiss nicht ängstlich, aber wenn ich einen Handyvertrag unterschreibe, möchte ich nicht auch gleich den Ratenvertrag für einen Grundstückskauf in Nordkorea mitunterschreiben.

2 Comments:

At 25/4/06 17:02, Anonymous Anonym said...

Lustig diese Spiegel.... die sind wahrscheinlich nach Feng Shui ausgerichtet und sollen die positive Lebensenergie (das Chi) in Fluß bringen. Ja, ja diese Asiaten.... und Du dachtest, Du hättest den Kamm vergessen!
Na hoffentlich gehts Dir jetzt besser dank neuer Energie....
Liebe Grüße aus F`see von G. und B.

 
At 25/4/06 21:46, Blogger sca said...

Ach ja, Feng Shui... Ich vergaß das!

 

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