6.5.06

Zwölf Schilder (Schuhkauf - Teil 2)

Vor knapp zwei Wochen zog ich mit zwei koreanische Kollegen los nach Dongdaemun, dem Seouler Bezirk mit der wahrscheinlich höchsten Dichte an Bekleidungsgeschäften. Die beiden Herren wollten mich beim Einkauf von Wanderkleidung beraten.

Nichtsahnend hatte ich nämlich auf die drei magischen Fragen von ihnen: Gehst du gern wandern? Also du gehst wirklich gern wandern? Und du hast bestimmt noch keine richtigen Wanderschuhe, hm? wahrheitsgemäß immer mit "Ja" geantwortet und stand nun plötzlich mit zwei älteren Männern (normalerweise lasse ich mich beim Bekleidungskauf nur von einer Frau begleiten) in einem Fachgeschäft für Freizeit-/Wander-/Sportbekleidung.

Und die Fragerei ging gleich weiter: Was hast du denn für eine Schuhgröße? Sicherheitshalber nannte ich nicht meine deutsche Größe, sondern gleich die amerikanische. Der Schuhverkäufer sah nicht aus wie Al Bundy und bemühte sich wirklich sehr um mich. Immer größere Kartons holte er aus dem Lager. Ich probierte geduldig alle Schuhe an und schüttelte jedes Mal enttäuscht den Kopf. Ach, Korea, warum habt ihr nur so kleine Menschen mit so kleinen Füßen? Es ist ja ansonsten ganz schön, auch mal der Größte sein zu dürfen, aber andererseits ist der Schuh- und Bekleidungskauf eine langwierige Angelegenheit.

Dann fragte einer der Kollegen, ob denn nicht noch was von den Sonderangeboten aus dem Internet da sei. Nach fünf endlosen Minuten kam der Verkäufer wieder und präsentierte diese Schuhe:
Ja, gut, orange ist sonst nicht so meine Farbe. Aber was soll ich sagen? Die Dinger passten wie angegossen! Sogar mit dicken Bergsteigersocken waren sie nicht zu eng. Begeistert sagte ich schnell, daß ich die nehme. Ab zur Kasse und neue Überraschung: Nur 25.000 Won (umgerechnet 21 Euro). Ein absoluter Kampfpreis!

Nun waren meine Kollegen im Kaufrausch. Es gab für sie kein Halten mehr. Du brauchst noch eine Wetterjacke, eine Wanderhose und ein Wandershirt. Gehen wir mal zum Stadion.

Das Stadion war vor langer Zeit schon stillgelegt worden und jetzt befindet sich dort ein riesiger Freiluftmarkt. Freiluft heißt natürlich auch, daß es keine Kabinen zum Anprobieren gibt. Wir fanden schließlich einen Stand, an dem es Sportbekleidung gab. Eine alte Koreanerin nahm Maß und wühlte sich dann durch einen riesigen Hosenberg. Hier, die paßt. Nun noch eine Jacke. Erneutes Wühlen in den Sachen. Hier, nimm die. Und ein Shirt. Jetzt verschwand die kleine Frau zur Hälfte zwischen den Textilien. Nur die Beine guckten noch raus. Hier, das.

Dann machte der eine Kollege ein nachdenkliches Gesicht und sagte eine Zahl. Die Frau wich erstaunt einige Zentimeter zurück und nannte eine andere (höhere) Zahl. Der Kollege schaute wieder nachdenklich und sprach dann ganz leise und sanft noch eine Zahl, die zwischen den genannten Zahlen lag. Die Frau seufzte kurz und hielt die Hand auf. Ich bezahlte artig. Nach fünf Minuten hatte ich alles eingekauft für die erste Wandertour. Persönlicher Rekord!

Und seltsamerweise passte die Hose auch, obwohl ich sie vor dem Kauf nicht anprobiert hatte.

Aber kann mir mal jemand erklären, warum ich für ein Paar Schuhe, eine Hose, ein Shirt und eine Jacke zwölf Anhänger von den Sachen abtrennen musste? Hier das Beweisfoto:

3 Comments:

At 7/5/06 12:04, Anonymous Anonym said...

Halli Hallo :)

Das ist ja ne Überraschung... und ich hab mich schon immer gefragt, wer von den KU-Fakultätsrechnern auf meine Seite schaut. Hoffentlich bis zum nächsten deutschen Abend in Anam! Thomas

 
At 7/5/06 21:08, Anonymous Anonym said...

Lachtränen verschleiern mir die klare Sicht auf den Bildschirm. Außerdem kann man Deinen witzigen Anekdoten (siehe auch Schuhkauf) einfach keinen gelungenen Kommentar hinzufügen. Bitte mehr davon.

CaRo

 
At 8/5/06 01:33, Anonymous Anonym said...

Bei diesem Beitrag ging es uns auch wie Caro.

A.+P.

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home