29.6.06

Zweiter? - Erster!

Einer Studie der Wirtschaftsberatung "Mercer" zufolge ist Seoul nach Moskau die zweitteuerste Stadt der Welt. Tokio, im letzten Jahr die teuerste Stadt, liegt jetzt auf Platz 3. Eine deutsche Stadt ist nicht unter den ersten 50 Städten. Die Nachricht auf deutsch gibt es z.B. hier.

Das Ergebnis dieser Studie hängt vor allem mit der Gewichtung der untersuchten Faktoren zusammen. So wurden vor allem die Miet- oder Kaufpreise von Einfamilienhäusern stärker gewichtet. Relevant ist das vor allem für Leute, die ein höheres Einkommen haben, ein für sie angemessenes Zuhause finden müssen und einen längeren Arbeitsaufenthalt im Ausland planen. Für international agierende Firmen ist es zudem interessant abzuschätzen, wie hoch die Eingliederungskosten (Umzug, Transport, Miete) für Mitarbeiter sein werden, die ins Ausland entsandt werden.

Mein persönlicher Eindruck ist jedoch vollkommen anders, da meine Lebenssituation sich grundlegend von den Prämissen der vorgelegten Untersuchung unterscheidet. Sicher sind die Mieten in Seoul und die Lebensmittelpreise in Korea höher als in Deutschland. Dagegen bezahlt man für Dienstleistungen, Transport und Gastronomie weniger. Insofern stellt diese Studie nur einen Anhaltspunkt dar, aber sie gibt keine verbindliche Auskunft darüber, wie hoch die Kosten für jeden persönlichen Einzelfall sind.

Noch eine abschließende Bemerkung: Anders als in Moskau, wo die Mietpreise auf dem Wohnungsmarkt explodierten, weil die zugezogenen Ausländer sich die teuren Innenstadtmieten leisten konnten, hat Seoul keinen vergleichbar hohen Ausländeranteil vorzuweisen, der für die hohen Mietpreise verantwortlich gemacht werden könnte. Man könnte darüber diskutieren, ob Seoul deshalb nicht die teuerste Stadt weltweit wäre, weil die Preisentwicklung nicht durch äußere Faktoren beeinflußt worden ist.