29.10.06

BamS

Nicht um die große deutsche sonntägliche Boulevardzeitung soll es hier gehen, sondern an dieser Stelle startet die neue große Fortsetzungsserie:

Bagger am Sonntag (BamS)

Motorenlärm dröhnt durch mein Zimmerchen. Pause. Tuten. Erneutes tieffrequentes Brummen. Ich versuche, die Augen zu öffnen. Öööh. Blinzel. Tuuut. Nach einigen Sekunden erkenne ich die Wanduhr und nach weiteren Sekunden stelle ich fest, dass es kurz nach 8 Uhr ist. Sonntag. Brumm. Tuuut. Sonntag!

Erstmal gucken, was draußen los ist. Ich trete auf den Balkon und sehe folgendes Bild auf dem Innenhof:

Was machen die da? Erst denke ich: Ist es schon wieder so weit, dass geheime Bunkeranlagen für die Universitätsleitung gebaut werden müssen, nur weil in Nordkorea gerade die A-Bombe bejubelt wird? Aber warum sollten sie ausgerechnet am Sonntag mit den Ausschachtungsarbeiten anfangen? Egal, ich mache ein Foto und beschließe, die Sonntagsarbeiter den ganzen Tag über im Auge zu behalten.

Update: Es ist kurz vor 12 Uhr. Nach ungefähr vier Stunden sieht die Lage auf dem Hof unten so aus:

Das kleine Stückchen Grün vor meinem Fenster wird systematisch platt gewalzt und aufgerissen. Kein Grashalm bleibt neben dem anderen stehen. Bäume werden ausgegraben und liegen samt Wurzelballen auf dem Hof. Außerdem beginnen sich die Herren Landschaftsgärtner in unregelmäßigen Abständen gegenseitig lautstark anzuschreien. Was passiert hier? Und warum ausgerechnet am Sonntag, dem einzigen Tag in der Woche, wo ich normalerweise Ruhe habe beim Schreiben?

2. Update: Gegen 16 Uhr hat sich die Kampfzone ausgeweitet. Das Rasenstück gibt es nicht mehr.

Dafür baggert der Mann im Bagger wie blöde am rechten Außenrand des Parkplatzes herum und versucht, lange Betonrohre mit seiner Schaufel herunterzuhieven. Das geht natürlich nicht so einfach und deshalb sind ab und zu koreanische Flüche zu hören. Da der Innenhof wie ein Schalltrichter wirkt, werden die Stimmen der Arbeiter gut reflektiert und zusätzlich verstärkt. An meine Arbeit ist phasenweise nicht zu denken, da der Lärmpegel dem eines nahegelegenen Flughafens entspricht.

Ach, und wann machen sie Feierabend? Feierabend gibt es in Korea nicht. Erst wenn die Arbeit erledigt ist, gehen die Leute nach Hause. Na dann, angenehme Nachtruhe.