24.1.07

Lola und die Folgen

Filme wie "Lola rennt" oder Musik von "Rammstein" haben das Deutschlandbild im Ausland nachhaltiger geprägt als sämtliche Vorlesungen zur deutschen Landeskunde oder Sprachkurse es je vermögen werden. Das liegt nicht nur in der medialen Breitenwirkung begründet, die neuerdings einzelne nationale Phänomene im weiten Ozean der kulturellen Globalisierung in einem vorbeihuschenden Lichtkegel erfasst und kurz aufleuchten lässt, sondern eher in der Betonung zeitgemäßer Konstrukte von Lebenswirklichkeit sowie in der Art, wie Seh- und Hörgewohnheiten zunehmend konsensbildend und damit auch kulturübergreifend wirken. Dass in diesem Zusammenhang mit Hilfe technischer Mittel auch eine thematisch-inhaltliche Auseinandersetzung angestoßen wird, die über die bloße Rezeption hinausgeht, wurde in der Vergangenheit zu selten untersucht. Schon Heiner Müller, der zu Lebzeiten nie ein Goethe Institut von innen gesehen hat, aber als ungekrönter Erbe Brechts die europäische Theaterszene wie kein anderer zu seiner Zeit beeinflusste, sagte in einem Interview über die Erwartungshaltung eines Fernsehzuschauers:
„Die Grundgewohnheit des Fernsehzuschauers ist die, daß..."
Bevor dieser Eintrag jetzt in ein Vorwort für das ungeschriebene Buch "Deutschlands Abziehbilder - Porträt eines Popkulturexportnationsweltmeisters" ausartet, wende ich mich dem vorliegendem Bildmaterial zu. (Und wer bis hierhin mit dem Lesen durchgehalten hat, wird jetzt mit einigen audiovisuellen Leckerbissen belohnt.)

Zur Einstimmung für alle des Films Unkundigen ein kurzer Blick in die Handlung von "Lola rennt", denn darum soll es nun gehen. Hinterher ist man vielleicht erstaunt, welche Wirkung dieser Film im Ausland hatte und zu welch eigenwilligen kreativen Höchstleistungen der Mensch fähig ist, wenn es um das Parodieren einer Vorlage geht, die wie dazu erschaffen scheint.



Leider hat der Verleiher in diesen (internationalen) Trailer wirklich alle Szenen gepackt, in denen in "Lola rennt" geschossen, zerstört, geschrien, geschlagen usw. wird, so dass leicht der Eindruck entsteht, es würde sich um einen reinen Actionfilm handeln. Zur Beruhigung für die ästhetischen Gemüter unter den Lesern: Dem ist nicht so!

Nun übt ein Film wie "Lola rennt", der vor allem durch seine postmoderne Bildsprache und die verwickelte Erzählstruktur sein Zielpublikum zu finden weiß, einen ganz eigenartigen Sog aus. Einen Sog, dem man sich schon aufgrund der hämmernden vorwärts treibenden Musik schwerlich entziehen kann. (Vor allem dann nicht, wenn man als junger Mensch Mitte der neunziger Jahre in der Hauptstadt des Techno seine musikalische Sozialisation erfuhr.)



Die große Lobhudelei erfährt ihren ersten Höhepunkt in einem dem Film gewidmeten Video-Podcast zweier englischer Teenager.



Jetzt zu den Parodien, den echten "Perlen", denen man ansieht, wie viel Energie, Witz und Einfallsreichtum in jedem von uns steckt. Wir müssen sie bloß ab und zu mal rauslassen.

Der portugiesische (?) Beitrag:



Zwei "Dicke-Männer"-Beiträge (mutmaßlich Amerikaner):





Der Mash-Up-Beitrag. Forrest meets Lola:



Der Studenten-Beitrag (what a Wortspiel!):



Der beste Beitrag in der Kategorie "Unbeholfenstes charmantestes Deutsch" (außerdem nominiert in den Kategorien "Bester nichtdeutschsprachiger Film" sowie "Bestes Kostüm/Ausstattung"):



Schließlich noch der inoffizielle Ritterschlag, den Tom Tykwer, der Regisseur des Films, mit einer Reminiszenz in der Serie "Die Simpsons" erfahren hat und den er - wie er selbst feststellt - fast höher einzustufen hat, als eine Oscar-Auszeichnung:



Und das bringt mich durch den Tag. Abspann.