22.2.07

Alien Nation

Nirgendwo fühlst du dich im Ausland fremder als auf der Ausländerbehörde. Es geht um die Verlängerung der Aufenthaltsgenehmigung. Die Papiere, die du dabei hast, sind alle vollständig, versichert dir die Beamtin.

Du wartest. Du fühlst dich unsicher. Gibt es wirklich keine Probleme? Was ist, wenn jetzt doch noch entdeckt wird, dass auf irgendeinem der zahlreichen Dokumente ein Stempel fehlt? Gerade weil du inmitten von Amerikanern, Engländern, Russen, Chinesen und Koreanern sitzt, merkst du, wie Ausländer von einem Land, indem sie sich aufhalten, eigentlich nur für einen bestimmten Zeitraum geduldet werden. Freundlich, aber immer mit einer gewissen Zurückhaltung. Wie ausgeliefert du der Behörde bist.

Du möchtest lieber nicht wissen, wie es sich anfühlt, als Ausländer bei einer deutschen Ausländerbehörde abgefertigt zu werden.

Hier, in diesem Warteraum, indem sich die halbe Welt zu treffen scheint, bist du ein Fremder unter vielen anderen. Viele von euch bekommen eine sogenannte "Alien Registration Card". Das ist eine Plastikkarte, auf der ein paar persönliche Daten gespeichert sind und handschriftlich (!) von einem Beamten die Aufenthaltsdauer eingetragen wird. Mit wasserfestem Filzstift. Dann wird ein Stück Tesafilm als Schutz darüber geklebt. Willkommen im 21. Jahrhundert!

Du bist also ein Alien laut Ausweis. Wie das schon klingt: Als wärst du von einem fremden Stern ausgerechnet auf diesem Planeten gelandet, um irgendetwas Verabscheuungswürdiges anzustellen. Sci-Fi-Geschichten gibt es darüber ja wahrlich genug. Zeitweise fühlst du sich ganz gewiss so, vor allem in den ersten Monaten, wo noch alles neu und aufregend ist und du garantiert in eines der vielen Fettnäpfchen trittst. Später nutzen sich diese Eindrücke und Erlebnisse ab. Dich ermüden die immer wiederkehrenden Begrüßungen von Koreanern auf der Straße auf englisch. (Franzosen reagieren darauf immer mit einer hochgezogenen Augenbraue, einem spöttischen Lächeln und denken sich: "O lala, diesör banausen'afte Schnösöl 'at kaine A'nung von la grande nation!" Dafür bewundere ich die Franzosen ein bisschen.) Nur weil du eine Langneese bist, halten dich alle für jemanden, der automatisch Englisch spricht. Auch mit "Guten Tag" oder "Ich werde diese Schallplatte nicht kaufen, sie ist zerkratzt" zu antworten, macht irgendwann keinen Spaß mehr.

Ein Beamter ruft deinen Namen aus, natürlich die koreanische Variante, die du mittlerweile vom Klangbild kennen solltest. Er überreicht dir die Karte. Du bedankst dich. Du gehörst wieder ein Jahr lang dazu.