Wandertag im Menschenstrom
Anfang November war wohl die letzte Möglichkeit in diesem Jahr, in den Bergen in der Umgebung von Seoul bei milder Witterung zu wandern. Spätvormittags fuhren wir zum Dobongsan im Nordosten der Stadt und gerieten in das schon bekannte Getümmel der sportiven Hauptstädter, die sich scharenweise hinauf zu den Gipfeln bewegen sollten.
Vorteile des unfreiwilligen Wanderns in der Gruppe:
- kaum Orientierungsschwierigkeiten, da man nicht verloren gehen kann, wenn vor und hinter einem Dutzende Koreaner auf schmalsten Wanderwegen drängeln und man praktisch in einem Menschenstrom einfach weitergeschoben wird
- bei Notfällen (kein Handy, Fuß gebrochen, kein Picknick eingepackt, kein Wasser in der Wasserflasche, kein Pflaster, kein Taschentuch) sind gleich ein paar helfende Hände da
- keine Ruhe
- nirgends ein Fleckchen, wo man ungestört nur für sich ist
Ein Wandertag mit Koreanern läuft ungefähr so ab: Man trifft sich schon sehr zeitig an einem der einschlägigen U-Bahn-Bahnhöfe, von denen es dann nicht mehr weit in die Berge ist. In Gruppen, selten unter 4-6 Personen und gut gerüstet mit allerlei Zubehör (Proviant, Decken, Flaschen, Fotoapparaten, Radios) geht es auf zumeist sehr steilen und felsigen Wegen hoch. Oben breiten sich auf einer schönen Felsplatte grüppchenweise die Picknicker aus. Am frühen Nachmittag steigt man bereits wieder ab, um Zeit für das ausgiebige Abendessen im Tal zu haben. Dort, an den Rändern und Ausläufern des Berges haben sich kleine Satellitenstädte herausgebildet, wo sich Restaurant an Restaurant reiht.
Dort lässt man in ungezwungener Atmosphäre den Wandertag bei reichlich Alkohol, Fleisch, Fisch und Salat ausklingen und quetscht sich mit tausenden anderen Rückkehrern beim Heimweg in die U-Bahnen, die die Wanderer wieder nach Seoul schaffen.
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