6.4.08

Hanbok-Hunde

Hunde. Ein lange Zeit von mir vernachlässigtes Kapitel in der Kulturgeschichte des südkoreanischen Volkes, dass einiger Anmerkungen bedarf.

Der treueste Freund des Menschen wird in Seoul nicht oft lebend gesichtet und wenn doch, dann reicht er höchstens bis knapp über die Fußknöchel eines Erwachsenen. Sehr oft färben die Besitzer ihren Vierbeinern die Ohren neongelb oder -grün, die Puschelschwänzen pink und verpassen ihnen ein lustiges kleines buntes T-Shirt, um sie in ihrer hündischen Individualität noch zu bestärken. Die einzigen Exemplare im traditionellen Hanbok-Gewand habe ich heute am Hangang entdeckt.

Niemand hat hier Angst vor Hunden. Eher läuft der Hund vor dem Menschen weg. Da, wo ich herkomme, ist das manchmal anders herum. Es gibt allerdings einen Menschen in meiner Umgebung, der zieht Hunde magnetisch an, obwohl dieser Mensch immer große Bögen um das "Viehzeug" macht und sogar in speziellen Fällen (Hund reicht bis zum Knie) die Straßenseite wechselt. Dabei spielt es keine Rolle, wo sich dieser Mensch gerade auf der Welt aufhält. Die Hunde kommen angelaufen. 100%-ig!

Für koreanische Kinder sind Hunde etwas so Seltenes, dass sie an keinem vorbei gehen können, ohne nicht wenigstens die Eltern, Geschwister, Freunde auf das kleine verängstigte Tier aufmerksam zu machen, ihn zu füttern versuchen, zu streicheln oder zu bewerfen. In einer Stadt, die nur von Menschen bevölkert ist, aber nicht durch Natur belebt und in der jeder Baum und jede speckige Taube ein Zeichen für die Widerstandskraft der Evolution ist, gewinnt das scheinbar Selbstverständliche und Alltägliche an Attraktivität.

Was die Frau da genau macht, weiß ich nicht. In diesen Tagen und Wochen sieht man öfter Frauen, die im Gras neben stark befahrenen Schnellstraßen hocken, dabei mit einem Messerchen herumhantieren und dann irgendwelches Grünzeug in Plastiktüten stopfen. Wohl bekomm's.

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