12.11.08

Die guten und die schlechten Tage

Ein Herbstwind wirbelt am Morgen durch die Bäume. Einzelne bunte Blätter beginnen zu Boden zu tanzen. Im Springbrunnen ist kein Wasser mehr. Der Hausmeister verbeugt sich halb und ich mich vor ihm, fast schon ein morgendliches Ritual, wenn wir uns sehen.

Im Büro ist es fast genauso kühl wie draußen. Ich tausche die Jacke mit dem Jackett und bin froh, dass ich gleich wieder raus muss. Auf dem Campus geht es kurz vor neun zu wie im Bienenstock. Wie einige der Studenten rennen, um noch pünktlich zur ersten Stunde zu kommen... und ich denke an meine eigene Studentenzeit... wie war das damals? Sehr ähnlich.

Kaum öffnet man die Tür zum Klassenraum, grüßen die Studenten freundlich, noch bevor man selbst gegrüßt hat. Tatsächlich haben mehr als die Hälfte von ihnen auch die Hausaufgaben gemacht und "es flutscht" einfach. Bei der Präsentation über "Mimik und Gestik" (ich zeige u. a. das Foto mit dem Stinkefinger!) lachen fast alle, weil sie nach drei Jahren Mühsal und endlosem Grammatik-Pauken meine seltsame Sprache verstehen. Mit und ohne Worte.

Um 12 Uhr bin ich mit einer schönen Frau zum Mittagessen verabredet. Sie kommt pünktlich. Nur meine Uhr geht wie immer 2 Minuten vor. Anschließend trinken wir Kaffee und spielen Karten.

Der sonst so anstrengende "Hallo, ich lerne seit drei Jahren Deutsch und trage deswegen die Nase ein bisschen höher"-Kurs arbeitet heute ausnahmsweise ganz konzentriert mit und wird bei den Übungen zum Hörverstehen immer kleinlauter, weil eben doch nicht alles verstanden wird. Zur Belohnung mache ich ein bisschen eher Schluss und wir gehen geschlossen zum "International Students Day" auf dem großen Platz vor der Woodang Hall. Leider ist das Freibier und der Glühwein am Stand der deutschen Austauschstudenten schon alle, aber hey, die Koreaner und die Deutschen kommen zaghaft miteinander ins Gespräch. (Und daran bin ich nicht ganz unschuldig.)

Am Nachmittag schreibe ich nach wochenlanger Pause mal wieder Tagebuch. Was für ein Glück.

Die Anfänger im nächsten Kurs überschlagen sich fast vor Freude, als ich mit Bonbons nach ihnen werfe, erkennen aber dummerweise nicht die Sachpreise für die besten Drei, die ich ihnen überreiche, weil sie so gut das Quiz "Essen und Trinken in Deutschland" gemeistert haben.

Am frühen Abend schaffe ich sogar noch die Unterrichtsvorbereitung für den kommenden Tag hinzubiegen.

Das sind die guten Tage, die so schnell vorbeigehen. Über die schlechten will ich nicht schreiben. Die gehen viel zu langsam vorbei.

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