10.10.08

Aktuelle Kamera, 2008-10-10

--- Espana, olé! In Tokio sprang am Dienstag ein spanischer (Torrero) Tourist in den kaiserlichen - zum Glück mit Wasser gefüllten - Palastgraben, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Weniger Glück hatte eine anwesende Japanerin:
"Ich bin froh, dass meine Augen nicht sehr gut sind", sagte eine ältere Passantin [dem Fernsehsender] Fuji-TV. Es sei unglaublich, dass der Mann sich ausgerechnet vor dem als unantastbar geltenden Kaiserpalast ausgezogen habe.
Da aber jeder Tourist mittlerweile über jeweils ein Foto-Handy, eine Digitalkamera und einen Camcorder verfügt, wurde auch dieses denkwürdige Ereignis für die Ewigkeit festgehalten. Z.B. für und bei "Spiegel Online".

--- Aus purer Verzweiflung beginnt ein amerikanischer Filmverleih ausgerechnet in Südkorea damit eine revolutionäre Idee umzusetzen, steht bei Golem.de:
Statt wie bisher Filme erst im Kino zu zeigen, anschließend auf DVD zu veröffentlichen, noch etwas später im Fernsehen zu zeigen und schließlich vielleicht auch noch im Internet anzubieten, will Warner Filme in Südkorea künftig noch vor der DVD-Veröffentlichung online vermarkten.
Man muss allerdings dazu sagen, dass in Seoul an jeder zweiten U-Bahn-Station die DVD-Händler stehen und den auf DVDs selbstgebrannten Hollywood-Schrott billig unters Volk bringen. Jetzt geht das Ganze dank Warner wohl noch schneller! (Aber anders, als sich die Marketing-Strategen sich das vielleicht ausgedacht haben.)

--- Apropos Handel: Auch Koreaner sind wahre Meister im Erkennen von Schwachstellen im kapitalistischen System. Bei AFP findet man diese Woche folgende kleine Geschichte:
Weil er seinen Konkurrenten mit Internet-Tricks die Geschäfte verhagelt hatte, ist ein Blumenhänder in Korea festgenommen worden. Der Florist Jeong werde beschuldigt, die Internet-Werbeanzeigen seiner Konkurrenten so oft angeklickt zu haben, bis diese verschwanden, wie die Staatsanwaltschaft in Seoul am Dienstag mitteilte.
Da bekommt der Werbespruch "Blumen - die schönste Sprache der Welt" doch gleich eine ganz andere Bedeutung.

--- Ein koreanisches Restaurant eröffnet in der beschaulichen Kleinstadt München dieser Tage und der Suppen-Journalist der "Süddeutschen Zeitung" fachsimpelt sich da folgendes zurecht:
Überhaupt haben die weltweiten Asienwellen und Fusion-Food-Moden die koreanische Küche bisher nur am Rande gestreift. Das liegt vor allem an einer Beilage, die allgegenwärtig auf koreanischen Esstischen steht und bei Nichtkoreanern einen ähnlich unberechtigten Schrecken verbreitet wie früher die mexikanische Paprika bei Gringos - Kimchi. Böse Vorurteile verbinden sich mit diesem unscheinbaren Gericht, das in flachen Porzellanschüsselchen gereicht wird. Kimchi gilt als das Sauerkraut des asiatischen Kontinents, und die bayerische Beilage ist ja auch weltweit Grundlage für antideutsche Witzeleien.
Nun ja, man mag als Wahlkoreaner die Augenbraue leicht verwundert heben angesichts der Tatsache, dass ein bezahlter, aber ahnungsloser Journalist das köstliche koreanische Kimchi (das es in zigtausend Variationen gibt) immer noch mit der einen deutschen Sauerkraut-Rezeptur vergleicht. Er wusste es wohl nicht besser und hat sein gefährliches Halbwissen aus dem Internet. Aber dafür, dass er den Bayern das Sauerkraut als ureigene Erfindung unterschiebt, sollte er mit Dauer-Flatulenzen nicht unter 10 Jahren bestraft werden.

--- Auch das Flugwesen entwickelt sich. Weil die Fluggesellschaft "Finnair" anscheinend die Sitzplatzkapazitäten für die Flüge von Deutschland über Helsinki nach Seoul nicht voll bekommt und Dumpingpreise auf Dauer auch nicht ziehen, wird jetzt auf "DMM" an das ökologische Gewissen der Kunden appelliert:
Wer zum Beispiel von Berlin nach Seoul fliege, vermeide mit einem Flug über Helsinki mehr als zehn Prozent CO2 gegenüber der Umsteigeverbindung über Frankfurt, wirbt die finnischen Airline.
Ja, so werden wir endlich doch noch die Welt vor dem Klimakollaps retten...

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