26.11.06

O Tannenbaum

So heißt das Motto unseres Mini-Projektes. Zwar ist noch kein Advent, aber die Vorbereitungen für unsere Weihnachtsfeier an der Uni in der nächsten Woche laufen auf Hochtouren. Ungefähr 3 Meter Baumgirlanden, ein halbes Kilo Papiersterne und 20 Plakate haben wir gestern produziert. Am Ende sah das Zimmer meiner Kollegin aus wie die Fabrik des Weihnachtsmannes. Danke an alle Beteiligten!

Handgeklöppelte Plakate.

Wo ist die verd... Schere?

... und irgendwie fühlte es sich wirklich ein wenig wie Advent an: brüllender Kinderchor (Singen konnte man das streckenweise nicht mehr nennen) auf CD, Glühwein, selbstgebackene Plätzchen und Kerzenduft (inklusive intensivem Rauchgeruch von draußen - vielleicht von einem brennenden Tannenbaum?!).

23.11.06

Gute Manieren

Einen Kaugummi "Good Manner" zu benamsen, ist in Korea durchaus möglich. "Gute Manieren" hat ein Mensch, der seine Zähne nach dem Essen mit einem Kaugummi pflegt, nicht gedankenlos mit seinem Mundgeruch hausieren geht und auch sonst den Eindruck erweckt, ein sozial wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu sein.

Wobei dem Namensgeber des Produkts entgangen sein dürfte, wie unappetitlich alte Kaugummireste aussehen, die unter irgendwelchen Sitzbänken, Klassenraumtischen oder in Kopfhaaren kleben und welch lächerlichem Anblick sich ein Mensch aussetzt, der in aller Öffentlichkeit mit breitgezogenem Mund sinnlos auf etwas herumkaut, was man besser nicht hinunterschlucken sollte.

22.11.06

Werbung für Deutsch als Fremdsprache, Teil 2

Nach dem 1. Teil, heute der 2. Teil in meiner losen Serie.

Ein koreanischer Dozent sagte zu seinen Studenten Denkwürdiges:
"Lernen Sie besser Deutsch und nicht Japanisch oder Chinesisch! Oder wollen Sie später Kimchi-Händler werden?"
Und ich dachte bislang immer, die Koreaner besäßen nur jene alberne Art von Humor, der bei Europäern nur ein müdes Zucken der Mundwinkel hervorruft.

Eine Frage, die mich beschäftigt

Wenn man beim Ausatmen den Geruch von Zigaretten bemerkt, aber selbst nicht raucht, bedeutet das dann, daß man beim Ausatmen gleichzeitig auch riechen kann?

Für Blitzmerker

Ein Koreaner geht allein spazieren...

19.11.06

Die Wonnen des Wanderns

Ohne ist alles nichts. Alles ist nichts ohne. Ohne alles ist nichts.

Aufgenommen am 4. November 2006 vor dem Beginn der Wanderung auf den Soyosan.

Ich möchte in einer Keksverpackung keine Luftentfeuchter-Kügelchen haben

Aufgenommen am 15. November 2006 nach dem Verzehr von Keksen. Die kleine Tüte mit durchsichtig schimmernden Kügelchen, die der Keksverpackung beilag, soll die Bildung feinster Wassertröpfchen im Inneren und somit auch die Entstehung von Schimmel verhindern. Aus was genau diese Kügelchen zusammengesetzt sind, würde mich interessieren. Essbar sind sie jedenfalls nicht.

Dreigroschencomic

Mit elf Leuten von der Korea Uni im Towol Theater Brechts "Dreigroschenoper" heute Nachmittag angesehen. (Zum Glück hatte ich das Stück schon mal auf einer deutschen Bühne gesehen. ) Ungefähr 10 Wörter plus die Namen der handelnden Personen verstanden, aber trotzdem nicht bedauert, hingegangen zu sein. Die Musik von Kurt Weill ist großartig, weil zeitlos. Die koreanischen Schauspieler waren gleichzeitig auch begnadete Sänger. Das Bühnenbild überraschte mit guten Ideen.

Nur die Inszenierung war mir persönlich einen Tick zu bunt, zu grell, zu schrill. Die Bewegungsabläufe der Darsteller schienen auffällig oft aus irgendwelchen Manga-Comics entnommen zu sein. Exaltiertes Künstlertum, dass sich auf der Bühne austobte. Unheimlich durchchoreographiertes Musicaltheater, das keinerlei Improvisationen oder Fehltritte zuließ. Perfektes Styling jeder kleinsten Bewegung. Beängstigend!

16.11.06

Völlig retro

Man kann nicht an "Nirvana"...



denken, ohne über...



"Modern Talking"
zu meckern.

Was ich jetzt noch vorhabe? Max Goldt lesen, einschlafen und irgendwann in der Nacht lachend aufwachen.

13.11.06

Schon was vor am Sonntag?

Wer am kommenden Sonntagnachmittag (19.11. um 15 Uhr) Zeit und Lust hat, sich im Towol Theater in Seoul Bertolt Brechts "Dreigroschenoper" auf koreanisch anzusehen, der oder die melde sich bitte bis Mittwochabend hier im Kommentar an. Ich schicke dann eine E-Mail mit mehr Hintergrundinformationen raus.

Wir sind schon 7, aber wir brauchen noch ein paar Leute, um eine Ermäßigung zu bekommen. In Korea fangen Gruppen ja leider erst ab 20 Personen aufwärts an.

Hier eine kurze Zusammenfassung auf koreanisch (für die ich eine Viertelstunde meiner kostbaren Zeit mit Tippen geopfert habe):

시간: 2006-11-19
장소: 예술의 전당 토월 극장 (2 호선 서조 혹은 3 호선 남부 버스 터미널)
마남의 장소: 14 시 30 분 토월장 입구
입장료: 15.000 – 20.000 원

12.11.06

Profilbild

11.11.06

Vertraute Laute

Neulich las ich zufällig die Arbeitskopie eines amerikanischen Kollegen, der seinen Studenten die hohe Kunst des Smalltalks (ein junger Koreaner fragte mich letzte Woche allen Ernstes was das sein solle, pahaha, "kleines Gespräch"; die Indianer nannten es "Großes Palaver" und schwiegen sich dabei stundenlang an - das nur nebenbei) näher bringen wollte. Ein erster Anknüpfungspunkt für ein Gespräch sollte die Frage sein: Welche Musik befindet sich auf deinem iPod?

Leichtes Augenbrauen-Hochziehen meinerseits beim Lesen. Nicht mehr die profane Frage nach dem Musikgeschmack steht anscheinend auf der Tagesordnung. Nein, es muss ein iPod angeschafft werden, um als vollwertiges Mitglied der menschlichen Gesellschaft zu zählen und richtig small zu talken.

In Korea führt diese Anweisung (vor dem Beginn eines Gesprächs sich ein technisches Utensil kaufen zu müssen), wahrscheinlich zu Freudenausbrüchen. Es darf ganz offiziell etwas gekauft werden, denn man braucht es, um mitreden zu können. Rein theoretisch wäre es auch möglich, mit seinem Handy Musik im MP3-Format zu hören. Aber schicker ist es doch, noch ein anderes Gadget um den Hals baumeln zu haben. So sieht man in der Seouler U-Bahn nicht selten junge Menschen, die in den Händen eine PSP halten, um deren Hals ein tragbarer Musikspieler hängt und die dann und wann ihr Handy aus der Tasche holen, um irgendetwas damit anzustellen. (Nur eben nicht, um damit Musik zu hören.) Diese Manie scheint aber keineswegs auf Korea beschränkt zu sein, sondern ist ein weltweites Phänomen.

Kulturhistorisch betrachtet hat sich eigentlich nur der Inhalt verändert. Früher hängte sich die Menschheit Schmuck um den Hals, jetzt ist es eben technischer Krimskrams, der lustig flackert und blinkt, auf den man aber ebenso gut verzichten könnte.

Doch halt!

So einfach ist die Sache nicht. Ich für meinen Teil habe seit fast genau einem Jahr einen iPod Shuffle und kann mir schwer vorstellen, ohne den Player aus dem Haus zu gehen. Es ist nicht nur wegen der Musik. Es ist vor allem wegen der Podcasts, die ich regelmäßig höre. Ein Stück Heimat, das ich mit mir herumtrage, das mit seinen vertrauten Lauten, den Tagesrhythmus - mit Musik zu jeder Stimmungslage - beeinflusst , mir Geschichten erzählt, mich in den Schlaf singt und einfach dazu beiträgt, mich wohl zu fühlen.

Wenn es diesen MP3-Player noch nicht gegeben hätte, dann hätte ich ihn eben erfunden.

10.11.06

Heißer Sommer

1968, die Mauer in Deutschland war noch keine sieben Jahre alt, kam ein Film in die Kinos der DDR, der sich zu einer Art sozialistischem Kultfilm entwickeln sollte. Der DEFA-Streifen "Heißer Sommer" ist die kleine Flucht in die privaten Nischen (Urlaub, Musik, Tanz), auf die der Staat wenig oder keinen Einfluss hatte. Weit weg von den Spannungen des Kalten Krieges und den Mühen des Arbeitsalltags versprüht der Film in seinen 91 Minuten das "Frösi"-Feeling.

Natürlich sieht man recht deutlich die Vorgaben und Anpassungen an die real existierende deutsche demokratische Filmzensur. Die jungen Darsteller sind alle nett anzusehen, Exzesse (abgesehen von einem harmlos-heimlichen Treffen der Jugendgruppe am Lagerfeuer) kommen nicht vor und am Ende siegt - wenn auch nicht ganz eindeutig - die Moral über das Lebensgefühl. So ensteht eine heile Welt, die keinem wehtut.

Die Story: Reden wir besser nicht drüber... Die erste halbe Stunde scheint noch alles dramaturgisch im Lot zu sein. 11 Mädels und 10 Burschen fahren an die Ostsee. Dort angekommen, wird der kleine Ort gefühlsmäßig gründlich durcheinandergewirbelt. Insbesondere die Jungen tun sich durch spätpubertäre Streiche hervor. Doch mit dem Abfilmen von Sommer, Sonne und Strand bleibt die Geschichte auf der Strecke. Das Kamerateam verwendet mehr Energie darauf, die Jugendlichen bei ihren Balzritualen zu zeigen, als die Handlung irgendwie voranzutreiben. Wilde Tanz- und Gesangseinlagen wechseln einander ab.

Diese Nummernrevue hat durchaus ihren Reiz, auch wenn es stellenweise mehr als albern aussieht, wenn junge Menschen am Strand übereinander springen und sich im Kreis drehen. Die Komik entsteht unfreiwillig, wenn plötzlich aus einem ernsten Gespräch heraus fröhlich getanzt wird. Deshalb wage ich die Prognose, dass man den Film "Heißer Sommer" auch noch in zehn oder zwanzig Jahren in irgendwelchen ostdeutschen Camping- oder Freiluftkinos zu sehen bekommt, weil er in mancherlei Hinsicht eine absurde Art von Humor aufweist und man dann über andere Sachen lacht, als zur Zeit seiner Premiere.

Trotzdem müssen sich die singenden Schauspieler oder schauspielernden Sänger nicht hinter ihren Leistungen verstecken. Natürlich sind die Schlagertexte banal. Als Beispiel zitiere ich nur den Refrain des Titellieds:
Heißer Sommer in diesem Jahr
ist ein heißer Sommer wie wunderbar...
Dessen ungeachtet haben einzelne Lieder durchaus das Zeug zu Ohrwürmern. Mir ging es jedenfalls so. Das liegt mit Sicherheit an dem lausbübischem Charme von Schlagersänger Frank Schöbel, der hier in seiner zweiten Filmrolle zu sehen ist und an der überaus sympathischen und energiegeladenen Chris Doerk, die irgendwie nicht zueinander finden, obwohl nicht zu übersehen ist, dass sie das ideale Pärchen abgeben. Im wahren Leben fanden die beiden tatsächlich zusammen und waren einige Jahre verheiratet.

Es stimmt übrigens nicht, dass Chris Doerk in diesem Film die weibliche Hauptrolle spielt. Ihre weibliche Gegenspielerin Brit, die die wesentlich attraktivere Regine Albrecht verkörpert, verdreht den Männern gehörig den Kopf. Ihr Frauenbild entspricht so gar nicht den Moralvorstellungen der damaligen Zeit.

Wer diesen Film nicht sehen sollte: ausgesprochene Musical-Hasser.

Wer diesen Film sehen sollte: alle anderen, insbesondere Fans von Filmen mit Musik und Tanz.

9.11.06

Werbung für Deutsch als Fremdsprache

Mensaessen - 2,50 Euro.

Immatrikulationsgebühr Universität - 51,13 Euro.

Die verständnislosen schwer arbeitenden Gesichter fremdsprachiger Studenten zu sehen, denen man einen "Schönen Feierabend" zuruft - unbezahlbar!

"Es gibt Dinge, die kann man nicht kaufen, für alles andere gibt es Deutsch als Fremdsprache."

Geheimnisvolles Nordkorea

Nordkorea auf dem Titanic-Cover. Sehr gelacht. Gibt's auch als Daunlohhht.

Die ewige Litanei

Wir üben Satzerweiterungen an einigen beispielhaften Aussagen aus dem deutschen Alltagsleben:
  • Es gibt keine Arbeit.
  • Es gibt nicht genug Arbeit.
  • Es gibt nicht genug Arbeit für alle.
  • Es gibt nicht genug bezahlbare Arbeit für alle.
  • Es gibt nicht genug bezahlbare Arbeit für alle Akademiker.
  • Es gibt nicht genug bezahlbare Arbeit für alle an Arbeit interessierten Akademiker.
Update: Ich sehe gerade, dass ich nicht der Erste war, der diese Idee der Satzerweiterungen hatte. Ein eher komisches Beispiel hierfür findet man in einem SpOn-Artikel über eine Tagesrundfahrt durch China. Dort erklärt der chinesische Reiseleiter die weltberühmte Terrakotta-Armee den Touristen so:
Nach vier Stunden, fünf Sehenswürdigkeiten und einer hastigen Mittagspause ist es endlich soweit. Ehrfürchtig leitet Frank über zum vorläufigen Höhepunkt des Tages: "When we found the warriors we gave it the beautiful name terracotta-warriors. And then we found the horses and gave it the beautiful name terracotta-warriors with horses. Then we built the museum and gave it the beautiful name terracotta-warriors with horses museum." Bestechend.

6.11.06

Je kälter die Tage, desto kürzer die Röcke

Die neue koreanische Herbstmode ist da! Miniröcke dürfen demnächst auch ganz offiziell auf der Straße getragen werden (und nicht nur in gewissen Etablissements). Denn Südkorea plant die Abschaffung eines Gesetzes aus der Zeit der Militärdiktatur, dass das Zeigen von zuviel nackter Haut bislang verbot.

Angesichts sinkender Temperaturen stellt die Abschaffung des Verbots allerdings eine echte Herausforderung an die Damenwelt dar. Oder etwa nicht? Es scheint hierzulande bei den Frauen durchaus üblich zu sein, sich möglichst kurzberockt durch die Stadt zu bewegen.

Folgende Dialoge dürfte man deswegen vor koreanischen Kleiderschränken demnächst wieder öfter hören: "Kindchen, für morgen sagt der Wetterbericht 0 Grad Celsius voraus. Leg dir deinen Minirock schon mal zurecht." - "Ja, Mama. Ich überleg gerade, ob ich nicht besser diesen breiteren Gürtel umschnalle. Wenn ich den Minirock anziehe, dann schwitze ich wieder so fürchterlich auf der Straße..."

Und, übrigens: Auch falsches Schornsteinfegen steht bald nicht mehr unter Strafe. (Frage mich gerade, wann ich in Seoul überhaupt mal ein Haus mit Schornstein gesehen habe...)

3.11.06

Novembersonne

Am Anfang eines endlos langen Herbsttages in Seoul...

Aufgenommen am heutigen Freitagmorgen von meinem Balkon aus. (Ja, ich gestehe! Ich habe ein bißchen getrickst und den speziellen Abendsonnen-Modus an meiner Digicam vorher eingestellt.)

Verschone mich mit deinem Zimt!

Die koreanische Redensart "Verschone mich mit deinem Zimt" bedeutet soviel wie "Lass mich in Ruhe".

Die deutsche Redensart "Geh doch dahin, wo der Pfeffer wächst" muss in den Ohren koreanischenr Deutschlerner mindestens ebenso ulkig klingen.