30.9.08

Marathon-Mann

Auf dem abendlichen Rundkurs im Stadion hängte sich plötzlich ein älterer Koreaner dicht hinter mich. Mehrmals überholten wir uns gegenseitig, bis er mich schließlich auf Englisch ansprach. Neben all den Rückwärtsläufern, Nordic-Walkern und Spaziergängern, die sich auf der Tartanbahn sonst so tummeln, war das mal eine echte Überraschung. Ich erfuhr von ihm, dass während der Laufsaison jede Woche ein Marathon in Seoul stattfinden würde und er sich auf seinen nächsten Lauf am 2. Dezember vorbereite. Es würde sogar eine Laufszene geben, was angesichts von 10 Millionen Einwohnern in Seoul im Grunde nichts außergewöhnliches ist, aber seltsamerweise sieht man kaum Leute joggen.

Meist sind es ältere Menschen, die sich sportlich fortbewegen. Die jungen Leute spielen entweder Fußball oder Basketball. Individualsportler sieht man eher selten. Das Tempo der Freizeitsportler ist gemächlich, wobei ich seit einigen Monaten feststelle, dass es immer mehr Leute werden, die anfangen zu joggen.

Auch der "Marathon", der jedes Frühjahr an der Korea Universität und an die Studentendemonstrationen erinnern soll, ist bestenfalls ein längerer gemütlicher Spaziergang mit fahnentragenden nach Fakultäten sortierten Grüppchen.

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Handyschmuck

Am Wochenende stöberte ich durch einen Buchladen mit integrierter Schreibwarenabteilung(Young Poong Bookstore) bzw. umgekehrt. Diese Läden erreichen Dimensionen, bei denen man nicht so genau weiß, ob es sich um einen oder mehrere Läden handelt oder welche Verkaufsfläche überhaupt größer ist. Man kann im Handumdrehen halbe Tage darin verbringen und stellt erst beim Hinausgehen fest, wieviel Zeit man eigentlich vertrödelt hat.

"Shoppinghada" ist hier eine Lebenseinstellung.

Jedenfalls zeigte mir meine Begleitung ganz entzückende kleine Handy- und Schlüsselanhänger, die ich im ersten Moment für kleine Bonbons an einer Schnur hielt. In Wahrheit sind es Miniaturarbeiten dieser Plastikessen, die normalerweise in Originalgröße in den Schaufenstern der Restaurants stehen und den Ausländern bei der Wahl und Bestellung der Mahlzeiten behilflich sein sollen. Ich fand die Idee, diese Eigenart der Essenspräsentation künstlerisch zu verarbeiten irgendwie ziemlich selbstironisch und deswegen ganz reizend. Als Mitbringsel für die Lieben daheim sehr zu empfehlen.

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Mais-Schoko

In Asien findet man in den Süßigkeiten-Regalen oft Produkte, auf deren Zusammensetzung man in Europa wohl nie gekommen wäre. "Corn Choco" heißt so eine Spezialität und bedeutet nichts anderes, als dass ungesalzene Erdnussflips in eine Schokosauce getaucht wurden. Schmeckt leckerer, als man denkt. Und kommt aus dem "Reich der aufgehenden Sonne".

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29.9.08

Das Flüsschen Cheonggyecheon

Der ultimative Ausflugstipp für Leute, die nur wenig Zeit für Seoul haben oder länger hier leben und mal an die Luft müssen: einen spätsommerlichen Ausflug zum Cheonggyecheon unternehmen, um sich einmal (oder immer wieder) anzusehen, wie sinnvoll es war, den innerstädtischen Highway abzureissen und den schmalen Streifen zwischen den Häuserschluchten neu zu begrünen und zu bewässern.

Seit einiger Zeit, das war neu für mich, gibt es auch einige Tier-Plastiken, die natürlich von den Kindern gern als Klettergeräte genutzt werden. Ganze Familien pilgern übrigens zu diesem Flüsschen, das an keiner Stelle breiter als zehn Meter ist. An manchen Stellen kann man den Fluss auf großen flachen Steinen überqueren, was natürlich für die Kinder ein Riesenspaß ist. Wie bereits erwähnt, der perfekte Ort für einen Familienausflug.

Der Teddy saß auf seinem hohen Thron und diente als beliebtes Foto-Motiv für Familien. Kurzes Zwicken in der Brust: "Ick hab noch eenen Bären in Berlin..."

Moderne Kunst darf natürlich auch nicht in einem öffentlichen koreanischen "Park" fehlen. Ich finde, die Installation sollte sich auch bewegen und mit den Wimpern klimpern können. Darüber hinaus wäre auch ein Einsatz mit versteckten Videokameras in den Augäpfeln denkbar.

Müsste ich Korea als Musikinstrument beschreiben, würde ich ein Saxophon wählen. Nicht nur wegen der vergleichbaren Form, sondern auch wegen des variantenreichen Klangs. Mal schräg, mal sanft, mal getragen, mal melancholisch. Dieses Instrument hat viele Facetten und passt gut zu diesem Stück Erde. Mir fiel das auf, als ich diesen Mann einen kurzen Moment lang unter einer der Brücken entlang des Cheonggyecheons spielen hörte. (Allerdings spielen koreanische Saxophonisten irgendwie alle das identische Stück. Es klingt immer sehr ruhig und volksliedhaft.)

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"Aber Pils seid ihr beide?!"

Die "extra 3"-Beiträge haben die gewisse Prise zeitlosen Humors beibehalten und erfreuen das Herz eines jeden DaF-Lehrers. Leider für die Germanistik-Studenten, die ich unterrichte, nicht geeignet, weil die das für bare Münze nehmen, was da erklärt wird und nur ein Artikel "den" für viele Deutschlerner wahrhaftig das Paradies wäre.


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Dach-Rekonstruktion

Egal ob in Deutschland oder Korea: Handwerker beginnen pünktlich 7.30 Uhr mit ihrer Arbeit, bohren, hämmern und rufen laut eine Stunde lang herum bis 8.30 Uhr, bis auch der allerletzte Schläfer wach ist. Dann hört man die nächsten acht Stunden nur noch wenig von ihnen. Erst gegen 18 Uhr sieht man sie wieder, wenn sie in ihre Autos steigen und nach Hause fahren.

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"Krabat"

Worauf ich mich schon sehr freue, ist der neue Film "Krabat", der ab 9.Oktober in den deutschen Kinos anläuft. Diesmal ist es ein richtiger Spielfilm von Regisseur Marco Kreuzpaintner mit den Schauspielern David Kross, Daniel Brühl und Robert Stadlober. Christian Redl spielt den schwarzen Müller. Schon diese Namen machen mir den Mund auf den Film wässrig. Ich werde ihn erst viel später sehen, aber das ist egal. Die Vorfreude ist ja oft schöner als das Ereignis an sich.



Als Kind habe ich die alte tschechische Zeichentrickfassung sehr gemocht, die mich wegen ihrer düsteren Grafik ziemlich faszinierte und richtig schön gruselte. Dann las ich vor drei oder vier Jahren die Nacherzählung von Otfried Preußler dieser sorbischen Sage, die auch ganz gelungen ist, aber eben nicht an die meisterliche Verfilmung von Karel Zeman heranreicht. Der Anfang des Films im tschechischen Original (Tschechisch-Kenntnisse sind aber nicht zwingend erforderlich, weil viel über die Bilder erzählt wird):


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28.9.08

Aktuelle Kamera, 2008-09-28

Den Berlin-Marathon 2008 gewinnt der Äthiopier Haile Gebrselassie in Weltrekordzeit und dabei "verdiente er pro Minute gut 2822 Euro." Netter Stundensatz.

Die Berliner haben den Marathon. In Seoul muss aber alles immer gleich zehn Nummern größer sein. Berichtet wird von einer deutschen Teilnehmerin, die "in Seoul bei den Weltmeisterschaften im 24-Stunden-Lauf" teilnimmt. Allerdings verdient man da nur Ruhm und Ehre (und an den Füßen die eine oder andere große Blase dazu).

Pubertierende Fotojournalisten findet man nach folgender Methode: "Die Kollegen von Akihabaranews liefern dazu nur wenig technische Daten, aber einen ganzen Haufen Pressebildchen: Sie scheinen sich mal wieder mehr für die jungen Damen zu interessieren, die auf den Pressebildern das Telefon mit dem treffenden Motto “Touch, Play, Love” werben." Der Werbeslogan klingt auch ziemlich pubertär.

Wie die Kunst mit der Wirtschaft verbandelt ist und was man bei der diesjährigen Korean International Art Fair (KIAF) so erlebt, schildert "Die Welt": "Nun darf nicht der Eindruck entstehen, dass auf der KIAF 2008 alles eitel Sonnenschein war. Korea hängt dafür wirtschaftlich zu sehr mit den USA zusammen. Wenn Amerika niest, hat Korea Fieber. Dazu kommen noch landeseigene Wirtschaftsskandale. Und das alles drückte doch ein wenig auf die Stimmung." Dieser Herbst dürfte noch eine ganz erschütternde weltweite Grippe erleben.

Ebenso unentschlossen im abschließenden Urteil scheint die Kollegin vom "Tagesspiegel" zu sein, die zu der gleichen Veranstaltung feststellt: "Welche Strategie für Asiens Kunstmarkt ideal ist, fällt schwer zu entscheiden. Zumal auch das Angebot der koreanischen Galerien thematisch wie formal völlig auseinanderfällt und einen teils fasziniert, dann wieder ratlos zurücklässt." Dumm nur, wenn die Kunst nicht zu einem spricht. Oder in der falschen Sprache.

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Wikimedia im DaF-Unterricht

Vor ein paar Wochen hörte ich ein Fahrstuhlgespräch einiger Englischlehrer unfreiwillig mit an. Es ging um den Einsatz der Computer in den Unterrichtsräumen. Eine Kollegin meinte, dass sie ständig den Computer während ihrer Kurse laufen lassen würde. Ab und zu würden Fragen bei den Studenten auftauchen, die sie als Lehrerin nicht sofort beantworten könne und dann würde eben mal ein Online-Wörterbuch oder Wikipedia konsultiert.

Dieses 30-sekündige Gespräch war die Initialzündung für mich, in Zukunft verstärkt den Rechner während des Unterrichts einzusetzen. Mittlerweile sind nämlich alle mir bekannten Kursräume mit Computern und Internet ausgestattet, so dass man auf die reichhaltigen Ressourcen problemlos zurückgreifen kann.

Für meinen A1-Kurs, mit dem ich zur Zeit über Sehenswürdigkeiten, Bauwerke und Gebäude in der Stadt spreche, habe ich ein Quiz entwickelt, bei dem die Studenten zu den einzelnen Fotos sagen müssen, um was für ein Gebäude es sich handelt (z.B. Turm, Museum, Schloss, Bahnhof etc.), wie es heisst und in welchem Land bzw. welcher Stadt es steht. Dabei geht es vor allem um die Wiederholung des erarbeiteten Wortschatzes. Aber auch der Spaßfaktor soll nicht zu kurz kommen, denn das eine oder andere Foto soll ein bisschen in die Irre führen.

Der ganze Prozess der Erarbeitung mit Powerpoint ging relativ mühelos und schnell von der Hand. Jede Folie enthält nur ein Foto. Dazu wird nach einem Mausklick die Lösung eingeblendet. Hilfreich waren vor allem die vielen Fotos bei Wikimedia. Die Bilddatenbank ist sehr gut aufgebaut. Langes umständliches Suchen, wie ich es von der Google Bildersuche kenne, entfiel.

Nächste Woche probiere ich das Quiz im Unterricht aus.

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27.9.08

Wissenstest Deutschland

Seit einigen Monaten hatte ich die Seite vom GEO-Magazin nicht mehr auf dem Besuchs-Radar und fand diesen gut gelungenen Wissenstest über das Reiseland Deutschland deswegen erst heute. Hervorragend wegen des leichten Wortschatzes für meinen DaF-Unterricht zu gebrauchen. Ich werde ihn nächste Woche in meinem B1-Kurs einsetzen und wenn es für die nicht zu schwer ist, wiederhole ich das Quiz auch noch im A2-Kurs mit einigen Anmerkungen und Übersetzungshilfen.

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13.9.08

"Zwei Schwestern" auf arte

Schon mal für den onlinetvrecorder vorgemerkt: "Zwei Schwestern" auf arte. Am 19. September bzw. 2. Oktober.

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4.9.08

Am Vorabend der Ko Yon Games

Nur noch heute, bevor morgen das ganze universitätsnahe Viertel während der Ko-Yon-Games (traditionelle sportliche Wettkämpfe zwischen der Korea Universität und der Yonsei Universität) in kakophonischem Lärm versinkt: ein einsames Auto auf der Straße sowie nächtliches Grillenzirpen.

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Lo-Film

Wenn man nicht singen und auch kein Instrument richtig spielen kann, dann nennt man das Lo-Fi.



Der Film zur Musik: Juno. Irgendwie sehr sympathisch.

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2.9.08

Dreierbande

Seltenes nächtliches Geräusch mit 11 Buchstaben: Hundegebell.

Kurz vor 5 Uhr, die Dämmerung hatte noch nicht eingesetzt, waren sie da. Drei Hunde, drei Freunde, die schon seit einigen Monaten über die Campuswege hetzen. Sie sind nicht zu fassen, fürchten die Menschen (und deren Kochtöpfe). Seit unserer Rückkehr hatte ich sie nicht mehr gesehen. Jetzt lagen sie im spärlichen Licht des Parkplatzes einträchtig beieinander wie aus einem Disney-Tierfilm. Die Nacht hatte sie für einen Moment mutig gemacht, sich so öffentlich zu zeigen.

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