30.4.06

Mädchenband

Seit Freitag bin ich auch Produzent und Manager und Aushilfsschlagzeuger und Luftgitarrist einer koreanischen Girl-Group. Zur Zeit suchen wir noch nach einem passenden Namen für die Band...

29.4.06

Barcelona

Kaum schickt man mal eine Rundmail mit einem Hinweis auf einen schwedischen Smash-Hit mit dem wundervollen Titel "We're from Barcelona", bekommt man tonnenweise Antworten. Während man sich dagegen mühselig beim Bloggen die Ideen aus den Fingern saugt...

Naja, wer hat behauptet, auf der Welt geht es gerecht zu?

26.4.06

Deutsch auf Koreas Straßen

Ein lesenswerter Artikel bei SPIEGEL Online über "Germanismen in Fernost". Deutsch hat die Aura einer exotischen Sprache und so sieht man sehr oft das Wort "Hof" (die Kurzform von Hofbräuhaus) im Straßenbild als Hinweis auf eine Kneipe, die (nicht unbedingt deutsches) Bier ausschenkt. So wie in Deutschland eben ein Restaurant mit chinesischen Schriftzeichen die Leute neugierig macht.

25.4.06

Shoppinghada!

Einkaufen! Der Koreaner liebste Freizeitbeschäftigung! Der Sonntag war verregnet und nass. Wie gut, dass die Einkaufszentren durchgehend am Wochenende geöffnet haben, so muss man sich nicht vor dem heimischen Fernseher langweilen, sondern trifft auf ungefähr 100.000 andere Einkaufswütige in den sogenannten Malls der Stadt. Und davon gibt es einige in Seoul.

Eigentlich wollte ich ja in ein "besonderes Museum", wie es der Reiseführer besonders blumig umschrieben hatte, nämlich ins "Kimchi Museum" (weitere Erklärungen unten). Dass daraus dann ein längerer Einkaufsbummel wurde, daran war die COEX Mall schuld.

Als gebürtiger Berliner, den so leicht nichts überrascht und aus den Socken haut, lernt man in Seoul wieder das Staunen. Man macht sich als Mitteleuropäer kein Bild davon, was man alles einkaufen und wie große Verkaufsflächen es dafür geben kann. Die COEX Mall überzeugte erstmal durch die ungeheure Weitläufigkeit. Am Ende der Tour wunderte ich mich, dass ich von dem vielen Herumlaufen in den kilometerlangen Gängen noch keinen Muskelkater spürte. In diesen Einkaufszentren würden sich auch die in den U-Bahnstationen so beliebten Rollbänder anbieten. (Ja, ich bin doch sehr deutsch und mache gleich mal einen Verbesserungsvorschlag!) Außerdem würde dann der Fußgängerverkehr in den Passagen auch flüssiger laufen. Denn die Leute nehmen keinerlei Rücksicht, ob ihnen da jemand von vorn entgegenkommt. Man läuft links, man läuft rechts. Man bleibt auch gern mal einfach so im Weg stehen. Oder man huscht von einer Seite auf die andere Seite. Irgendeiner wird schon ausweichen und Platz machen. Rollbänder würden dieses Problem zum Teil lösen.

Ich brauchte ungefähr eine halbe Stunde, um mich zu orientieren, wo ich mich gerade befand. Eine weitere halbe Stunde verging, um herauszufinden, wo ich eigentlich hinwollte. Denn diese Mall beherbergte nicht nur Läden und Geschäfte, sondern auch ein Multiplexkino mit 16 Sälen, ein Riesenaquarium mit Eintritt, ein Kongreßzentrum und eben jenes schon erwähnte Kimchi Museum. Wobei das Museum dann doch eher niedlich und klein war - im Verhältnis zu den anderen Teilen des Gebäudes. Nach einer halben Stunde im Museum hatte ich nicht nur 80 verschiedene Kimchi-Arten, die Geschichte, den Herstellungsprozeß und die gesundheitlichen Auswirkungen kennengelernt sondern durfte am Ende der Ausstellung auch noch ein paar Sorten probieren.

Was ist Kimchi? Kleiner Exkurs: Was den Deutschen ihr Sauerkraut, ist den Koreanern ihr Kimchi. Eine nationale Angelegenheit. Eine Beilage, die zu jedem Essen dazu gehört und die kostenlos in den Restaurants vor dem Hauptgericht serviert wird. Eingelegter Kohl. Das Verfahren ist mehrere tausend Jahre alt. Weitere Informationen hier oder hier oder hier.

21.4.06

Keks der Woche (16. Kalenderwoche)

Ein feuchter Keks, der im Mund kein bißchen trocken ist, ist der "sho ko shib". Aufgrund dieser Tatsache klebt der Teig am Gaumen und an den Zähnen fest. In der 120 Gramm schweren Box befinden sich leider nur 9 Kekse. Das reicht für einen Nachmittag, da der Keks unheimlich lecker ist.

Kekse sind hier selten zu süß. Das Beste am "sho ko shib" sind die extrem großen Schoko-Stückchen, die den hier vorherrschenden Schokoladen-Mangel in den Geschäften etwas ausgleichen. Der Keks sieht appetitlich aus und hat die richtige Mundgröße.

Punktabzug gibt es wiederum wegen der belastenden Mehrfachverpackung. Es nervt einfach, jeden Keks extra aus einer kleinen Plastikfolie fummeln zu müssen. Deshalb 4 von 5 Krümeln.

19.4.06

Platzangst

Die Zwischenprüfung naht und der Angstpegel bei den Studenten steigt Tag für Tag. Heute befand ich mich nach Stundenende in einer sehr unangenehmen Lage. Eingekreist. Eingekesselt. Umringt von einem Dutzend hartnäckiger Studenten, denen die Panik sichtlich ins Gesicht geschrieben stand und die ganz genau wissen wollten, was denn nun in dem Test drankommen würde. Ich bin kein Mensch, der Platzangst in einer überfüllten Seouler U-Bahn bekommt (und das will schon was heißen, denn es ist gaaanz anders als mit der Berliner U-Bahn zu fahren). Aber hier, in diesem Klassenraum mit jungen Menschen, die mir fast schon bedrohlich nahe auf die Pelle rückten, konnte ich für einen Moment spüren, was Leute empfinden, die wirklich unter krankhafter Platzangst leiden.

Allerdings hatte ich im Unterricht lang und breit erklärt, welche Themen im Test überprüft werden. Aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund dachten die Studenten, dass sie noch mehr von mir erfahren könnten. Selbst meine Beteuerungen, dass der erste Test nicht so schwer sein wird und ich nur Sachen abfrage, die auch im Unterricht behandelt wurden, konnten sie nicht beruhigen.

Was blieb mir anderes übrig, als zu flüchten. Mit einem Ruck stand ich auf, raffte meine Bücher und Papiere zusammen und verließ schnurstracks den Raum. Das war dann auch meine Rettung.

17.4.06

A Grand Day Out

Ostersonntag. Ich gehe hinterm Haus spazieren. Da der Weg so schön bergauf führt und das Wetter so schön sonnig ist, beschließe ich, einfach weiterzulaufen. Irgendwo werde ich schon ankommen. Also zuerst den Geungsan hinauf.

Oben auf dem Hügel ist ein Trimm-Dich-Pfad, es gibt Dutzende Tennisplätze, die auch eifrig bespielt werden, einen Barfußpfad, einen großen Bolzplatz und einen herrlichen Ausblick in alle Himmelsrichtungen. Wenn nur die vielen Hochhäuser nicht wären, wäre es wirklich idyllisch.

Womit ich überhaupt nicht gerechnet habe, sind Spiegel an den Schutzhütten. Vielleicht, um sich die Frisur nach dem Workout zu richten oder nochmal ein neues Make-Up vor dem Abstieg aufzulegen. Die vorbeilaufenden Koreaner gucken irritiert, als ich mich selbst vor dem Spiegel fotografiere. Immer diese verrückten Ausländer...

Auf der anderen Seite des Berges steige ich wieder hinunter und befinde mich plötzlich in der Seouler Variante von Berlin-Marzahn. Ungläubig starre ich in die Luft. Die Häuser stehen sehr eng zusammen und man erreicht dieses Wohnviertel, in dem ich stehe und den Hals nach hinten recke, nur über einen Fahrstuhl, der von der unteren Straße über 5 Etagen auf die nächsthöhere Ebene fährt. Ich fahre runter, staunenden Blickes auf die sechsspurige Fahrbahn und die meterdicken Betonpfeiler des Highways, der sich über mir entlangwindet.

Mit der U-Bahn geht es weiter nach Süden. Ich habe von einem riesigen Elektronikmarkt-Einkaufsviertel gelesen und will mich nach einem Handy umschauen. Als ich in Yongsan ankomme, muss ich zuerst durch einen meterlangen Tunnel laufen und befinde mich plötzlich mitten in einem riesigen Freiluftmarkt für Computerzubehör. Verkauft wird die abgepackte Neuware direkt auf der Straße: Festplatten, Platinen, PC-Gehäuse, Kabel, etc. 90% der Kunden sind Männer. Die Frauen und Freundinnen sind wahrscheinlich nur mit dabei, weil sie sich zu Hause nur langweilen würden.

Der Begriff "Elektronikmarkt-Einkaufsviertel" ist keinesfalls übertrieben. Ich laufe durch mehrere lange Straßenzüge und sehe überall kleine Elektronikläden, dicht an dicht gereiht, auf den Fußwegen stehen die Straßenhändler, die sich die Ladenmiete nicht leisten können. Überall herrscht rege Betriebsamkeit. In einer Ladenzeile werden links und rechts nur Handys verkauft. Ich habe nach dem dritten Laden aufgegeben, die Geräte miteinander zu vergleichen. Hastig gehe ich weiter, um nur ja nicht von einem hilfsbereiten Verkäufer angesprochen zu werden. Englisch kann hier kaum einer.

In einem anderen Gang werden nur Konsolenspiele verkauft. Vor riesigen Fernsehern starren ein paar junge Leute auf die bunte Grafik, palavern mit den Verkäufern. Es geht hier sehr entspannt zu, trotzdem werde ich auch hier immer wieder angesprochen. Gern probieren die Koreaner ihre paar Englischvokabeln an mir aus.

Die Dimensionen des Yongsan-Elektronikmarktes sind gewaltig. Ich gehe ungefähr einen Kilometer in die eine Richtung und dann wieder zurück. Dabei bin ich noch nicht einmal sicher, alles gesehen zu haben. An diesem Sonntag haben auch längst nicht alle Geschäfte offen. Vielleicht sollte ich noch einmal unter der Woche wiederkommen. Dann aber mit koreanischer Unterstützung. Ich bin gewiss nicht ängstlich, aber wenn ich einen Handyvertrag unterschreibe, möchte ich nicht auch gleich den Ratenvertrag für einen Grundstückskauf in Nordkorea mitunterschreiben.

Berlin - Ost

6:2 gegen die DEG, Meistertitel geholt und die Welt ist für dieses Jahr wieder gerettet. Glückwunsch nach Hohenschönhausen.

16.4.06

Ostersonntag

Ich stehe auf meinem Balkon, Fernglas in der Hand. Unglaublich, was hier so alles durchs Bild hoppelt!

Frohe Ostern!

13.4.06

Interpretationsvorschläge?

Aus einer Hausaufgabe einer Studentin zum Thema "Tagesablauf". (Grammatik und Rechtschreibung habe ich komplett so aus dem Originaltext übernommen, bitte nicht wundern):
Ich sehe nicht fern. So Abends ich sich irgendwie unterhalte obst mit meine Familie.

12.4.06

Keks der (15. Kalender-) Woche

Wenn es schon kein ordentliches Brot hier gibt, dann aber dafür massenweise Kekse. In den kleinsten Lebensmittelmärkten sind die Regale vollgestopft mit grellbunten Packungen. Auch der Inhalt ist ganz passabel.

So bin ich binnen kürzester Zeit zum Keks-Liebhaber geworden und probiere mich gerade durch sämtliche Sorten, die es so gibt. Den Anfang dieser kleinen Test-Serie macht

Der "ddang kong sende"

Auf der Schachtel ein spektakulärer Satz: "Please share Well-being and happiness with your beloved people by a peanut sand" (Bitte teilen Sie das Wohlbefinden und Glück mit ihren geliebten Menschen bei einem Erdnußkeks.) Große Worte. Um meinen persönlichen Eindruck während des Testens nicht von geliebten Menschen schmälern zu müssen, teste ich den Keks lieber allein.

Ein unspektakuläres Gebäckteilchen, wenn man es in der Hand hält, aber davor erlebt man als Tester einen vielversprechenden Geruch, wenn man eines der kleinen extra abgepackten Pakete mit jeweils vier Keksen aufreißt. Es riecht nicht nach der klebrigen Süße eines ordinären Butterkekses, sondern eine zarte Erdnußbutternote entsteigt der Folie. Der Krümelfaktor ist gut, nicht unangenehm. Erst im Mund zerbröselt der Keks, nicht schon in der Hand.

Das Kleingebäck besteht aus zwei kleinen runden Plättchen, die sich elegant im Mund verstauen lassen. Zusammengehalten wird die Kreation durch eine etwas zu dünne Erdnußbutterschicht. Hier könnte eine etwas dickere Schicht das Geschmackserlebnis noch verstärken. Der Keks weist eine schöne kräftige braungelbe Färbung auf.


Höhepunkt - wenn auch nicht kulinarischer Art - ist ein Kreuzworträtsel, dass auf der Innenseite des Schachteldeckels abgedruckt ist. Hat man das letzte kleine Paket herausgenommen, sieht man auf dem Boden der Schachtel die Auflösung.

Gesamtwertung: 4 (von 5 möglichen) Krümeln. Punktabzug wegen unnützer Mehrfachverpackung.

11.4.06

Zehn Sekunden Werbung

Die koreanische Biermarke "Cass" wirbt mit dem famosen Slogan: "The Vitality of Sound". Als ich das las, fragte ich mich unwillkürlich, wie man das wohl übersetzen würde. Die Dynamik des Tons? Die Lebensfreude des Klangs? Die Vitalität des Lauts?

Sehr gelacht.

10.4.06

Regenschirmkondome

...gibt es in eigens dafür aufgestellten Boxen, die man vor dem Betreten des Uni-Gebäudes über seinen nassen Schirm ziehen sollte. So bleibt der Boden schön sauber und trocken.


Keine Ahnung, was am Ende eines Regentages mit den benutzten Tüten passiert. Werden Fische darin eingewickelt? Oder Stinkersocken für die Ewigkeit konserviert? Nimmt man sie als Handschuhersatz?

Rollentausch (und Suchbild am Ende!)

Jeden Freitagabend mache ich mich auf den Weg nach Sunhwa Dong, um Koreanisch zu lernen. Der Lehrer als Schüler. Die Kurse sind klein, kaum ein Ausländer verirrt sich hierher und so hat man viel Gelegenheit zum Sprechen. Oder besser gesagt: zum Aneinanderreihen von Silben.

In jedem Kurs wird die Lehrerin von mindestens einer Assistentin unterstützt. Das ist nett gemeint, führt aber in Einzelfällen dazu, dass plötzlich mehr Lehrkräfte als Schüler im Klassenraum sitzen. So ist es mir vor zwei Wochen jedenfalls passiert, als ich mit einer Taiwanesin in dem Schriftsprache-(Hangeul-)Kurs saß, umringt von einer Dame mittleren Alters (der Lehrerin) und drei jungen Damen (Assistentinnen), die eifrig bemüht waren, uns in die Geheimnisse der Aussprache einzuweihen.

Gesungen wurde auch. Natürlich eine der unzähligen koreanischen Pop-Balladen, aus dem ich mal einen kleinen Textauszug präsentiere:
Sarang hamnida (Ich liebe dich)


Nan hengbokhamnida. Nee sochunghan saram kedeeka isso seesangi do aremdabchyo...


(Ich bin so glücklich. Du bist mein Liebling, was für eine schöne Welt, weil es dich gibt...)
Am Ende des Kurses wurden noch Fotos gemacht. Lasst euch von den Aufnahmen nicht täuschen. Nur eine der fünf Damen neben mir ist eine "echte" Schülerin, der Rest gehört alles zum Personal. Wenn ihr glaubt zu wissen, welche davon die Taiwanesin ist, dann schreibt es in den Kommentarteil.

P.S. Nein, es ist nicht die Frau, die gerade dieses Foto macht...

Blog-Bildung für alle

Da mich in letzter Zeit immer wieder E-Mails (selbst von jungen technikinteressierten Männern) erreichten, die mit den Funktionen und Möglichkeiten eines Weblogs nicht vertraut sind, möchte ich an dieser Stelle ganz kurz eine Einführung geben. Lehrerherz, wat willste mehr, jetze darfste erklären...

Falls sich jemand wundert, daß dieser Text so lange an oberster Stelle in meinem Blog steht, dem sei gesagt, daß dies eine kurze Anleitung ist und sie 1-2 Wochen an oberster Stelle bleiben muß, damit möglichst viele ahnungslose Leute diesen Eintrag lesen und praxisgerecht umsetzen können.

Fangen wir mal nicht beim Urschleim an (Was ist ein Weblog?), sondern stürzen uns gleich auf die interessanten Themen: die Kommentarfunktion und die E-Mail-Versand-Funktion. Bitte lest den Text erst bis zum Ende durch und klickt dann wild auf den Buttons herum.

Unterhalb eines jeden Blog-Eintrags seht ihr das Wort "comments". Davor ist eine kleine Sprechblase. Ein Klick darauf und ihr seht auf einer neuen Seite ein Eingabefeld für euren Kommentar und darunter ungefähr folgendes:

  • Wählen Sie eine Identität aus.
  • sca (Ihr Blogger-Anzeigename)
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  • Alle diese Felder sind optional.
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  • Oder melden Sie sich als ein anderer Nutzer an.
Kleinen Kommentar schreiben. Auf "Anonym" klicken. Danach auf das blaue Feld "Login und Veröffentlichung". Wenn ihr vorher wissen wollt, wie euer Kommentar aussieht (für die Text-Ästheten und Layout-Fanatiker unter euch), dann könnt ihr auch vorher auf die "Vorschau" klicken. Wenn ihr das alles getan habt, müsste die Seite neu geladen werden und auf der linken Seite euer Kommentar erscheinen. Zurücklehnen. Freuen. Da ich jeden Kommentar automatisch als E-Mail zugeschickt bekomme, merke ich relativ schnell, was in meinem Blog so läuft.

Wer auf der Kommentarseite nichts sieht, der sollte seinen Internet-Browser wechseln. Mit dem Internet Explorer, mit Mozilla und Firefox gibt es keine Darstellungsprobleme.

Unterhalb des Blogeintrags gibt es noch einen kleinen Briefumschlag zu sehen. Wenn ihr da draufklickt, könnt ihr meine Texte an eure Freunde und Feinde als E-Mail versenden. Ihr müsst nur die E-Mail-Adresse parat haben und könnt auch noch eine kurze Bemerkung dazu schreiben. Wenn ihr dann auf das hellblaue Feld "E-Mail senden" klickt, wird der Text an die angegebene E-Mail-Adresse verschickt. So einfach ist die Bloggerwelt!

Liebe Jünger, gehet nun hin, nutzet die Funktionen und mehret meinen Ruhm. Amen.

9.4.06

Klischee über Koreaner: Visitenkarten

In vielen Reiseführern, die ich zur Vorbereitung auf meinen Aufenthalt gelesen hatte, machten die Autoren immer wieder darauf aufmerksam, dass die Koreaner bei jeder sich bietenden Gelegenheit einander Visitenkarten überreichen. Erst dann ist der formale Teil der Begrüßung abgeschlossen und man hat sich ausreichend kennengelernt.

Aber weit gefehlt! Was erlebte ich am Freitag und Sonnabend auf einer Konferenz in Seoul? Brav drückte ich jedem, dem ich vorgestellt wurde, sofort eine Visitenkarte in die Hand und bekam von einigen Koreanern dann folgende Sätze zu hören: "Hm, hach, ich hab meine Karten zu Hause vergessen..." oder "Ich kann Ihnen leider keine Karte von mir geben, da die sehr veraltet sind, also Telefon und Mail-Adresse stimmt gar nicht mehr..." oder "Das tut mir leid, ich habe neue Visitenkarten bestellt, aber die sind noch nicht gedruckt...".

Natürlich bekam ich auch einige Visitenkarten zugesteckt, aber ich hörte zu meinem Erstaunen sehr oft, dass die Koreaner keine Karten dabei hatten. Aber das ist eigentlich auch egal, denn ich bin ja nicht zum Sammeln hier, sondern zum Verteilen. Geschätzte 470 Stück habe ich noch vorrätig.

8.4.06

Gelber Sand

Ich huste schon wieder.

Der Himmel war heute fahl und gelb.

Seitdem die Wolke über der Stadt hing, waren die Farben verschwunden. Gebäude und Straßen waren von einem feinem staubigem Schleier überzogen. Die Koreaner nennen das Phänomen "Gelber Sand" und meinen, dass es eine natürliche Ursache dafür gibt. Die feinen Partikel werden von einem kräftigen Wind aus der Mongolei oder aus China hunderte Kilometer weit bis nach Korea getragen.

Die Ausländer sagen, dass die Koreaner mit dieser Ansicht nur ihre horrenden Umweltsünden vertuschen wollen. All die Industrie- und Autoabgase, die die Luft belasten, würden in einer riesigen Dunstglocke über der Stadt hängen und wegen der Begrenzung durch die Hügel nicht abziehen. Der Staub sei kein gelber Sand aus dem Westen und schon gar nicht auf so eine weite Strecke bis hierher transportiert worden. Messungen des Feinstaubgehalts in der Luft gibt es nach meinem Kenntnisstand nicht. Grenzwerte, die eingehalten werden müssen, wohl auch nicht.

Wem soll man also glauben? Wikipedia hält sich jedenfalls an die koreanische Version.

Das Problem-"chen" tritt ab und zu auf, häufiger im Frühjahr und im Herbst als in den anderen Jahreszeiten. So erzählten es mir die Koreaner. Sie selbst waren allerdings heute sehr erstaunt darüber, wie gewaltig die Wolke sei. Ich sah sehr viele Leute mit einem Mundschutz herumlaufen. (Ein Mundschutz hilft nicht viel, denn die Partikel sind so winzig klein, dass sie mühelos durch den Stoff kommen und eingeatmet werden.) Selbst junge Pärchen gingen händchenhaltend und mit halbverdeckten Gesichtern durch die Straßen, was einfach nur schauerlich aussah. Wenn man Lust gehabt hätte, auf den Straßen von Seoul Sequenzen für einen Umwelt-Katastrophenfilm zu drehen, hätte man dazu gute Gelegenheiten gehabt. It's the end of the world as we know it...

In den U-Bahn-Schächten liefen die Frischluftgebläse auf Hochtouren und pumpten damit auch die staubige Luft nach unten. Spätestens da fing ich kräftig an zu husten. Es schmeckte nach feinem Sand, den ich durch Mund und Nase herausschleuderte.

In der Nacht brach ein Gewitter los und reinigte die staubbedeckte Stadt.

2.4.06

Bilder aus dem Arbeitsleben

Nachdem ich immer wieder gefragt werde, was ich denn hier in Seoul so mache und wo ich eigentlich arbeite, möchte ich mal ein bißchen aus meinem Berufsalltag plaudern. Und es gibt Fotos pour "la génération digitale".

Ich arbeite als Deutschlehrer an der Korea Universität in Seoul. Die Studenten sind genauso willig und faul (je nachdem) wie in Europa, nur mit dem entscheidenden Unterschied, daß sie sehr viel höflicher sind, sich ein Teil von ihnen beim Begrüßen tief verneigt, viele von ihnen eine Arbeitskopie ebenfalls mit tiefer Verbeugung entgegennehmen und sehr leicht zum Lachen zu bringen sind. Mit meiner "Louis de Funes-Gedenk-Pantomime" erreiche ich täglich ein dankbares Publikum.

Betreten wir nun gemeinsam den Universitäts-Campus. Ich teile mir ein Büro im 7. Stock des IFLS-Gebäudes mit einer Kollegin. Die Aussicht über Seoul ist so fantastisch, daß ich dazu eine Extra-Fotoserie anfertigen werde. Hier erstmal ein Bild aus den Abendstunden. Im Hintergrund stelle man sich bitte die Skyline von Seoul vor.


Wie man sieht, ist unser Büro relativ groß. Jeder hat seinen eigenen Schreibtisch. Es gibt einen gutsortierten Handapparat für den Unterricht. In der Mitte des Raumes steht sogar ein großer Tisch. Die rechte Seite (dort, wo die schwarze Jacke über dem Stuhl hängt), gehört mir. Meine Wand ist längst nicht mehr so leer. Ich habe einen Berlin-Starschnitt aufgehängt. Home is, where the heart is. Was die rote Personenwaage unten zwischen den Stühlen soll, kann ich auch nicht genau erklären.

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(schnipp)

(schnapp)
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Da diese Aufnahme am Abend gemacht wurde, sieht es hier wenig betriebsam aus. Der Eindruck täuscht. Tagsüber brummt der Laden. Auf unserem Gang arbeitet auch die englischsprachige Dozentenfraktion, also Leute aus Kanada, Irland, Südafrika, Australien, etc. Ganz hinten, am Ende des Ganges, liegt der Computerraum, wo man nicht nur seine Mails liest und Unterrichtskopien erstellt, sondern auch die Kollegen auf einen Plausch trifft.

Die roten Feuerlöscher auf dem Boden sind übrigens echt. Keine Ahnung, was man damit im Notfall machen soll. Sie werden jedenfalls täglich liebevoll von einer Putzfrau entstaubt, die in einer Luke (roter Pfeil) neben den Fahrstühlen zu wohnen scheint. Zumindest habe ich sie da schon des öfteren herauskommen sehen.

Eine Bruch-Geschichte

Vor anderthalb Wochen, die Erkältung war schon bei mir im Anmarsch, aber noch nicht ausgebrochen, stand ich vor verschlossener Bürotür.


Es war 8:30 Uhr am Morgen. In einer halben Stunde würde meine Deutschstunde beginnen. Ich versuchte mehrmals meinen Schlüssel im Schloß zu bewegen, aber es half nichts. Die Tür blieb zu. Meine Kollegin war weit und breit nicht zu sehen. Nur ein pinkfarbener Regenschirm lehnte am Türrahmen. Einen Augenblick später kam der Hausmeister, sagte etwas auf koreanisch und als ich das nicht verstand, wiederholte er den Satz nochmal etwas lauter. Sehr komisch. Dann holte er ein Spraydöschen hervor und besprühte damit das Schloß. Er probierte seinen Schlüssel zu bewegen. Rüttelte an der Klinke. Sprayte. Rüttelte.

Meine Kollegin kam, nervöser Blick auf die Klinke, dann auf die Uhr. Es war mittlerweile 8:45 Uhr. Wir standen da und schauten dem Hausmeister zu, der keine andere Idee hatte, als sein Spray zu benutzen und an der Türklinke zu rütteln. Umständlich holte er sein Handy hervor und erklärte etwas auf koreanisch. Wir nickten brav und gingen zum Unterricht. Ohne Kopien, ohne Lehrbücher, denn die lagen ja im Büro auf unseren Schreibtischen.

Nach dem Unterricht wollte ich wieder zum Büro, vielleicht hatte sich das Türproblem mittlerweile gelöst. Jetzt standen drei Männer davor: der Hausmeister, ein Mann vom Schlüsseldienst und eine Art Assistent. Die Tür war - zu.

Ich ging in den Computerraum und versuchte für meinen nächsten Kurs irgendwelche Arbeitsblätter aus dem Internet herunterzuladen und auszudrucken. Die Kopien und Bücher waren ja, wie gesagt, alle im Büro. Als ich nach einer halben Stunde wieder an unserer Bürotür vorbeikam, hatte der Mann vom Schlüsseldienst eine Akku-Bohrmaschine hervorgeholt und bearbeitete damit das Türschloß. Mit einer Akku-Bohrmaschine! Jeder deutsche Handwerker wäre jetzt entweder ohnmächtig zusammengebrochen oder an einem Lachkrampf erstickt. Nicht ich! Ich stellte mich gemütlich neben den Mann und sah ihm bei der Arbeit zu. Es war sehr interessant.

Nach ungefähr 2 Minuten, die Bohrmaschine gab nur noch ein klägliches Röcheln von sich, verschwand der Meister im Männerklo... und kehrte ohne Bohrmaschine zurück. Er nahm einen Schraubendreher und stocherte weitere 2 Minuten an der Schloßblende herum. Dann ging er wieder zum Männerklo, kehrte mit der Bohrmaschine zurück und bohrte wieder 2 Minuten. In der Zwischenzeit ging ich aufs Klo, um nachzuschauen, was der gute Mann dort immer machte. Ich hatte das dumpfe Gefühl, daß...

Und tatsächlich, ich hatte mich nicht getäuscht. Der Stecker des Händetrockners war herausgezogen worden und stattdessen klemmte dort die Ladestation für die Akku-Bohrmaschine. Alle 2 Minuten, wenn der Akku leer war, ging der Handwerker aufs Klo, um dort sein Maschinchen wieder aufzuladen. Gern hätte ich den dienstbaren Mann vom Schlüsseldienst gefragt, ob er nicht ein... aber dann fiel mir ein, daß ich das Wort "Verlängerungskabel" nicht auf koreanisch wußte. So mußte er weitere zwei Stunden mit seiner Akku-Maschine herumhantieren und viele Male hin- und herlaufen.

Am Nachmittag hielt ich dann einen neuen Büroschlüssel in der Hand. Schloß und Schlüssel passten sogar zusammen und die Tür ließ sich auch ganz leicht öffnen. Nur die Verblendung sah von außen etwas wacklig aus. Eine Woche später, dann schon nach meiner Genesung, bekam ich ein zweites Mal einen neuen Schlüssel. Ich weiß also nicht, was in der Zwischenzeit, als ich krank im Bett lag, noch so alles passiert ist. Meine Kollegin schweigt bis heute hartnäckig darüber.

1.4.06

Sensation auf Raten

Heute morgen wurde ganz überraschend eine Regierungserklärung von Vertretern aus Nord- und Südkorea veröffentlicht, wonach die demilitarisierte Zone entlang des 38. Breitengrads zukünftig als Nationalpark ausgewiesen wird. Da in diesem Gebiet schon seit Jahrzehnten ein Baustopp herrscht und sich nur wenige Menschen kurzzeitig dort aufhalten, hat sich eine ganz bemerkenswerte Flora und Fauna erhalten, die nach Ansicht führender Politiker aus beiden Teilen des geteilten Landes geschützt werden sollte.

Nach Angaben des WWF (World Wide Fund of Nature) brütet die "Kah Ne An Ung" (koreanischer Name für die seltene Tauchbrandente) in der Sperrzone genauso wie der "Singsangrufer" (vom Aussterben bedrohte Sperlingsart). Die Zone soll nach Ansicht der Politiker weder militärisch noch zivil genutzt werden, wenn sich die beiden koreanischen Staaten - wie geplant - im April 2008 anläßlich der feierlichen Zeremonien von "10.000 Jahre Reis in Korea" vereinigen werden. Es ist die erste gemeinsame Erklärung nach langwierigen innerkoreanischen Gesprächen über die Vereinigung des Landes.

Weitere Informationen hier.