23.4.08

Vom Himmel hoch

Runter kommen sie alle: Die erste südkoreanische Astronautin ist wieder gelandet. Dabei war wohl ziemlich viel Glück mit im Spiel, denn beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre kam es zu Komplikationen innerhalb und außerhalb der Raumkapsel.

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Wann kommt Lassie zurück?

Sie können's nicht lassen: Die Südkoreaner klonen einen Drogenhund siebenmal.

Warum eigentlich immer nur Hunde? Warum siebenmal? Warum Toppy und nicht Lassie?

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20.4.08

Neues bei DW-TV

Ab 21. April laufen neue Magazine auf "Deutsche Welle TV". Interessant finde ich die neu dazu gekommenen Sendungen "typisch deutsch" und "Global 3000". Hoffentlich werden die nicht so verschnarcht und steif anmoderiert, wie manch andere Eigenproduktionen des Senders. Vorab gibt's schon mal ein PDF mit den Sendeterminen.

Und: "popxport" - das ziemlich sehenswerte Musikmagazin mit ehemaligen Viva-Moderatoren - kommt demnächst dreimal im Monat. Obwohl ich ab und an bemerke, dass mich die dort vorgestellten jungen deutschen Bands nur selten vom Hocker reißen, bekommt man doch wenigstens einen Überblick darüber, was musikalisch in der Heimat so angesagt ist.

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16.4.08

Englisch für den Notfall

So lernt man Englisch in Japan. (Kein bisschen rassistisch.)



Und das machten ein paar Koreaner daraus. (Kein bisschen albern.)


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14.4.08

Fackel im Sturm

"Heute wird zu Recht beklagt, dass die tibetische Kultur von den Chinesen unterdrückt wird. Darüber sollte man aber nicht vergessen, dass die tibetische Kultur aus einer Religion hervorgeht, die noch sehr viel brutaler war, und die Menschen in Tibet wie in der schlimmsten Diktatur unterdrückte. Deshalb verbietet sich jede unkritische Gefühlsduselei für den Dalai Lama und die tibetischen Mönche." - Ulrich Wickert, in den Tagesthemen am 12. Oktober 1997
Beim an und für sich unpolitischen Robert Basic bin ich darüber gestolpert, wie die Berichterstattung in den westlichen Medien über den Fackellauf anläßlich der Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking funktioniert.

Die ganze Geschichte weckte mein Interesse, so dass ich ein bisschen tiefer in die Materie einstieg. Das Schöne am Internet ist ja, dass man binnen Minuten oder weniger Stunden durch die vielen Links sich in relativ kurzer Zeit in ein Thema einarbeiten kann, wofür man früher Tage oder Wochen brauchte, zur Bibliothek musste, wo man sich mühsam aus den unterschiedlichsten Büchern die wesentlichen Informationen zusammensuchte.

Ich hatte bisher wenig Ahnung über den olympischen Fackellauf, wusste aber immerhin, dass dieser auf Betreiben Joseph Goebbels 1935/36 initiiert worden war. Fackeln waren ja bekanntlich das Lieblingsutensil der Nazis zur damaligen Zeit. Dieses ganze Brimborium diente also lediglich dazu, eine gute Presse in der Weltöffentlichkeit zu bekommen und auf den Austragungsort der Olympischen Spiele hinzuweisen. Ein geschickter Schachzug, um Aufmerksamkeit zu erregen. Auch damals gab es allerdings schon politisch motivierte Versuche, die Flamme zu löschen.

Nun ist also China an der Reihe. Dieses Land kleckerte nicht, sondern klotzte: neuer Flughafen, neue Sportstätten, neue Infrastruktur. Die Spiele in Peking werden in ihrer Gigantomanie alles bisher Dagewesene im Sportbereich toppen, da bin ich mir sicher. Komischerweise brachen die Unruhen in Tibet genau zu dem Zeitpunkt aus, als die Chinesen in Griechenland die Fackel entzündeten und in den Blickpunkt der Weltpresse gerieten. Gut, könnte Zufall sein. Die Sache fing aber an noch interessanter zu werden, als Frankreichs Präsident Sarkozy mit einem Boykott seines Landes drohte, falls die Chinesen nicht mit den Tibetern verhandeln würden.

Die Medien griffen dieses Thema begierig auf. Plötzlich wird der Fackellauf nicht mehr als weltweite Übermittlung des olympischen Gedankens verstanden, sondern als pro-chinesische Propaganda. Die Sprache der westlichen Journalisten wandelte sich. Chinesische Sicherheitskräfte waren plötzlich "gewalttätige Kampfroboter", die mit aller Macht versuchten, die Flamme vor den Löschversuchen durch Demonstranten zu schützen. Bei keiner anderen Olympia-Stadt wurde im Vorfeld soviel das Wort "Propaganda" benutzt wie in diesem Jahr bei Peking. In allen anderen Städten ging es um Völkerverständigung, Frieden, faire Wettkämpfe usw. Ich möchte eine kleine Auswahl an Zeitungsthemen nennen, die sich mit der Olympiastadt Peking beschäftigen:
Peking kommt in diesem Pressespiegel schlecht weg. Ich kann mich nicht erinnern, dass bei anderen olympischen Spielen soviel negative Schlagzeilen im Vorfeld gebracht wurden. Die ganze Vorfreude auf die Wettkämpfe wird den Leuten so richtig vermiest.

Woher kommt also diese plötzlich offen gezeigte Aversion des Westens gegen China? In einem Interview mit Frank Siering, das in der Wochenzeitung "Freitag" am 4.4.2008 erschien, spricht dieser von der Angst des Westens gegenüber China. Das ungebremste Wirtschaftswachstum des asiatischen Riesens löst eine lange verdeckte Unsicherheit bei unseren Politikern aus, die um die Zukunft des Standorts Europa fürchten. Verbunden damit sind Ängste vor steigenden Rohstoff- und Lebensmittelpreisen, sinkenden Löhnen und den damit einhergehenden Veränderungen. Chinas Wirtschaft bedroht schließlich indirekt auch die westlichen Demokratien. Die Europäer suchen nach Sicherheit in ihrem Leben und dann kommt alles ganz anders, wenn durch Billigprodukte und Rohstoffaufkäufe im großen Stil andere Volkswirtschaften vor ganz neuen Tatsachen gestellt werden. Das eurozentrische Modell, so befürchtet man, soll ausgedient haben und gegen diesen Gedanken wehrt man sich verzweifelt, in dem man sich an einem Fackellauf, sportlichem Boykott und Pro-Tibet-Demonstrationen abarbeitet.

Das ist in gewisser Weise rührend lächerlich, denn es geht eigentlich gar nicht mehr um den Sport oder um Tibet, sondern um eine breitangelegte Kampagne, Chinas Leistungen der letzten Jahrzehnte zu schmälern. Da passt auch der Bericht von Anfang April 2008 einer Chinesin, die in Deutschland arbeitet und eine Art Gedächtnisprotokoll (leider nur auf englisch) angefertigt hat, in dem sie beschreibt, wie sie sich gegenüber den deutschen Arbeitskollegen für die Entwicklungen in Tibet ständig rechtfertigen musste. Das ist der tägliche Rassismus, der nur entstehen kann, wenn eine fast gleichgeschaltete Presse den Leuten Tag für Tag erzählt, welche Probleme die Chinesen haben und wie übel es ihnen dort ergeht. Aber hey, die Menschen dort leben noch, es sind sehr viele Millionen mehr und das bedeutet, dass man anders miteinander umgehen muss.

Im "Neuen Deutschland" vom 14.4.2008 schreibt Dorit Lehrack dazu:
Zurück zur Kampagne gegen die Olympischen Spiele. Wem nützt sie eigentlich? Bestimmt nicht den Sportlern der Welt, die sich vier Jahre lang auf friedliche Spiele mit sportlichen Höchstleistungen vorbereitet haben. Bestimmt auch nicht den sportbegeisterten Zuschauern in aller Welt. Nicht den Abermillionen chinesischer Gastgeber, denen die Spiele eine Chance bieten, mit Menschen aller Länder zusammenzutreffen, sich und das Land weiter zu öffnen und sich als gute Gastgeber zu zeigen.
Wem nützt die Kampagne also? Nicht den Tibetern, die mit ihren Aktionen vielleicht ein, zwei Monate im Fokus der Medien stehen. Nicht den Sportlern, denen ein Boykott von den Politikern aufgedrückt wird, den sie eigentlich gar nicht wollen. Nicht der Wirtschaft, die Frieden und Stabilität in dieser Region braucht, um ihre Geschäfte abwickeln zu können.

Der Westen geht gern davon aus, dass gewisse Grundrechte wie Meinungsfreiheit und Pressefreiheit unverzichtbar sind und kommen nicht damit klar, dass es irgendwo auf der Welt auch ohne diese Grundrechte funktioniert. Es gibt keinen ultimativen Plan, wie eine menschliche Gesellschaft sich organisiert und überlebt, aber das will der Westen eben nicht anerkennen.

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13.4.08

Der Mann am Schlagzeug

Bei "Ehrensenf" vor ein paar Tagen gesehen, dann vergessen und heute wieder entdeckt bei feetmanseoul - der wildeste koreanische Schlagzeuger der Musikgeschichte. Auch die Stimme der Sängerin erzielt echte Gänsehaut-Wirkung. Also die von der schweißgebadet-langsam-panischer-werdenden Sorte.

Ab 2:16 geht wirklich die Post ab.

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Und hier nochmal der Vergleich mit "Animal" von den Muppets.


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Gute Idee, Tüte ade

Plastiktüten im Supermarkt kosten in Korea Geld, alte Pappkartons dagegen nicht. Deswegen basteln sich Koreaner dann auch nach dem Bezahlen an einem extra dafür eingerichteten Verpackungstisch ein paar Kisten zusammen, in denen sie dann ihren Wochenendeinkauf verstauen. An diesen Packtischen gibt es nicht nur die Kartons, sondern natürlich auch Klebeband und Schere, damit man seine Einkäufe auch bequem und sicher nach Hause bekommt.

Bei meinem letzten Einkauf unterschätzte ich die Kapazität des mitgebrachten Transportbehälters (einfacher Stoffrucksack) gegenüber der eingesammelten Ausbeute an Lebensmitteln doch beträchtlich und griff zur Kiste. Ich muss dieses praktische System sehr loben, weil die Märkte auf diese Weise elegant ihre Verpackungsmaterialien weiterverwenden lassen und die Kunden freuen sich, dass sie ihr Zeug auch ohne Bezahl-Tüte nach Hause bekommen. Das sieht dann so aus:

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Willy-Pullover

Die Außenseite eines Menschen ist das Titelblatt des Innern.
Aus Persien | Zitat-Nr.: 6778

Wenn dieses Zitat wirklich zutrifft, dann müssten einige junge koreanische Männer Drohnen sein. Also jetzt nur rein äußerlich betrachtet. Denn auf den Straßen Seouls begegnet man auffallend oft in diesem Frühjahr übergroßen Pullovern mit breiten gelben und schwarzen Streifen. Anders als die uniform gekleideten gemischtgeschlechtlichen T-Shirt-Gruppen, die irgendeiner Uni, einem Verein, einer Firma etc. angehören, treten die "Willys" nur vereinzelt auf. Nähere Verbindungen zu irgendeiner Uni, einem Verein, einer Firma kann man also ausschließen.

Es ist eine von vielen kurzlebigen Moden, die hier schneller kommen und gehen als man gucken kann. (Wo ist eigentlich DAS koreanische Straßenmode-Fotoblog? Darauf warte ich noch...) Koreaner kleiden sich im Grunde wenig auffällig, legen aber Wert auf Markenklamotten. Alles ist (mal abgesehen von pinkfarbenen Krawatten bei Männern oder knapp geschnittenen Business-Kostümen bei Frauen) etwas konservativer und formeller. Mag sein, dass auch diese "Willy-(der-beste-Freund-von-Biene-Maja-)Pullover" teuer sind und ich als Modebanause keine Ahnung habe. Vielleicht ist das ja auch Teil der Jugendkultur. Wo in Deutschland all die HipHopper, Punks, Raver, Glatzen, Gothics usw. ihre Individualität provozierend zur Schau stellen, definiert man sich hier eben über schicke Pullover.

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9.4.08

Wählen statt Arbeit

Heute finden in Korea Parlamentswahlen statt. Artikel bei AFP.

Bemerkenswert sind drei Dinge:
  1. Der Wahlkampf in Korea läuft wie ein riesiger bunter Kindergeburtstag ab. Auf den Straßen fuhren die letzten zwei Wochen kleine Lastwagen mit riesigen Videomonitoren entlang, die die Wahlwerbespots der entsprechenden Parteien in einer Endlosschleife zeigten. An einigen festgelegten Punkten traten junge attraktive Tänzerinnen (Parteien mit viel Geld) oder größere Gruppen von freiwillig tanzenden Koreanern auf (Parteien mit wenig Geld). Auf der improvisierten Bühne des Lastwagens steht ein Moderator, der in einer Art Singsang das Wahlprogramm der Partei herunterbetet. Unterbrochen wird er immer wieder mal von lauter Musik oder den singenden Tänzerinnen/Freiwilligen. Abgesehen von einigen Ausländern wie ich, die staunend davor stehen bleiben, kümmert sich niemand um diese Wagen.
  2. Der heutige Mittwoch ist arbeitsfrei. Die Hälfte der Koreaner, die überhaupt zur Wahl gehen, braucht für ihr Kreuzchen auf dem Stimmzettel einen ganzen Tag zum Nachdenken. Ich finde, so etwas sollte doch auch in Deutschland bei den nächsten Wahlen möglich sein, Herr Bundeswahlleiter?!
  3. Schließlich finde ich es großartig, wenn man als koreanischer Wähler für den Gang zur Urne auch noch von der Wahlkommission belohnt wird. Es regnet seit den Mittagsstunden in Seoul ohne Unterlass. Da sollte doch wenigstens ein Gratis-Regenschirm oder eine Sauna-Freikarte für den mühseligen Weg ins Wahllokal drin sein.

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Weltall - Erde - Mensch

Yi So Yeon, die erste Koreanerin (und nicht der erste Koreaner) ist gestern abend ins All gestartet. Gute Reise, guten Flug und einen angenehmen Aufenthalt dort oben. Artikel beim "Tagesspiegel".

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8.4.08

Selbstverständlich englisch

Was muss das für eine Welt sein, so begann neulich meine Kollegin, in der ein Mensch immer, überall und jederzeit einfach seine Muttersprache benutzt und andere Menschen ihn sofort verstehen und auf das Gesagte reagieren. Wie könnte man das Gefühl beschreiben, nicht nach Vokabeln zu suchen, um sich verständlich zu machen, nicht den perfekten Sitz von grammatikalischen Endungen oder Lauten überprüfen zu müssen, sondern einfach drauflos zu reden.

Ich (über-)legte mir eine schöne Replik zurecht, denn solche Gedanken hatte ich mir auch schon gemacht, aber noch nie ausgesprochen.

Es muss ein herrliches Gefühl sein. Man ist ein König, ein Souverän der Wörter, der nicht mit fremden Sprachen zu kämpfen hat. Wer Englisch spricht, erobert sich mit einem Zungenschlag die Welt. Das böse Wort vom "Sprachimperialismus", das der englischen Sprache nachgesagt wird, trifft auch in und auf Korea zu. Der eigene Wortschatz wird verdrängt. Man macht sich nicht die Mühe, eigene Wörter zu finden, sondern übernimmt einfach die Wörter aus dem Englischen. Doch wo in Deutschland ein gewisses öffentliches Bewusstsein für den allgegenwärtigen und vor allem unkritischen Umgang mit englischen Vokabeln im Alltagsdeutsch vorhanden ist, wehrt sich die koreanische Sprache viel zu wenig gegen den starken Einfluss der englischen Sprache.

Auf der anderen Seite führt dieser "Sprachimperialismus" dazu, dass sich englischsprachige Muttersprachler gar nicht erst die Mühe machen, die Landessprache zu lernen. Man wird doch verstanden. Warum sollte man sich dann mit neuen Wörtern und Ausnahmeregeln in der Grammatik abmühen, wenn man problemlos mit den Einheimischen kommunizieren kann? Im schlimmsten Falle führt das dazu, dass man als englischer Muttersprachler selbst im Ausland bei jeder Gelegenheit so tut, als gäbe es auf der Welt nur eine Sprache, die gesprochen und verstanden wird - und das ist eben Englisch. (Es ist absehbar, dass andere Sprachgruppen und Kulturen, sich diese Art von Selbstherrlichkeit nicht gefallen lassen, aber das soll nicht das Thema sein...)

Für einen englischsprachigen Muttersprachler, der dazu noch seine Sprache unterrichtet, muss diese Welt das Paradies sein. Die Studenten und Schüler hängen begierig an seinen Lippen, machen bereitwillig Hausaufgaben und absolvieren ohne Murren Test um Test. Und alles nur deshalb, weil ihnen von Kindesbeinen wie ein Mantra vorgebetet wurde, dass man Englisch lernen müsse, weil das eine Weltsprache sei, eine richtige Weltsprache, nicht so eine Sprache wie Chinesisch oder Spanisch oder Arabisch, sondern überall verstanden und gesprochen würde.

Der Punkt ist allerdings, dass der englischsprachige Teil unserer Welt das oft gar nicht als Vorteil sieht, sondern vielmehr als Belastung empfindet. So beschweren sie sich über die schlechte Aussprache und würden die Grammatik falsch anwenden. Im Alltag sei es furchtbar, zurechtzukommen, da die Leute außerhalb der Universitäten und Büroetagen kein vernünftiges Englisch gelernt haben und man sich nicht gut mit ihnen verständigen könne.

Solche "Sorgen" möchte ich haben. Stattdessen freue ich mich über die banalsten Dinge - wenn z.B. Germanistikstudenten ab und zu den richtigen Artikel vor ein Substantiv stellen.

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Vom Krieg

Ein Familienschicksal aus der Zeit des 2. Weltkriegs erzählt Volker Braun in einem schmalen Bändchen namens "Das Mittagsmahl". Aus der Kind-Perspektive durchlebt er seine eigene Biographie noch einmal. Die Idylle zwischen Mutter, Vatern, seinen älteren Brüdern und ihm erfährt eine jähe Wendung, als der Krieg ausbricht und der Vater zur Wehrmacht eingezogen wird.

Volker Braun, der mehr Dichter als Romancier ist, gelingen sehr starke beeindruckende Momentaufnahmen, wenn er beschreibt, wie die Mutter mit Gewalt versucht, den Vater von der Rückkehr zu seinem Frontabschnitt abhalten will und alles in einem wilden Knäuel auf dem Fußboden endet. Die Sprache eines Lyrikers ist sehr genau, dicht dran am Geschehen. Er verbietet sich ausschweifende Landschaftsmalereien, wie ich es gerade bei Nicholas Evans Roman "Wenn der Himmel sich teilt" erlebe. Die Stärke Brauns ist der kurze Bleistiftstrich, die Andeutung, die alles verrät und sichtbar macht, ohne ins Pathetische oder Schwülstige abzugleiten.

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6.4.08

Hanbok-Hunde

Hunde. Ein lange Zeit von mir vernachlässigtes Kapitel in der Kulturgeschichte des südkoreanischen Volkes, dass einiger Anmerkungen bedarf.

Der treueste Freund des Menschen wird in Seoul nicht oft lebend gesichtet und wenn doch, dann reicht er höchstens bis knapp über die Fußknöchel eines Erwachsenen. Sehr oft färben die Besitzer ihren Vierbeinern die Ohren neongelb oder -grün, die Puschelschwänzen pink und verpassen ihnen ein lustiges kleines buntes T-Shirt, um sie in ihrer hündischen Individualität noch zu bestärken. Die einzigen Exemplare im traditionellen Hanbok-Gewand habe ich heute am Hangang entdeckt.

Niemand hat hier Angst vor Hunden. Eher läuft der Hund vor dem Menschen weg. Da, wo ich herkomme, ist das manchmal anders herum. Es gibt allerdings einen Menschen in meiner Umgebung, der zieht Hunde magnetisch an, obwohl dieser Mensch immer große Bögen um das "Viehzeug" macht und sogar in speziellen Fällen (Hund reicht bis zum Knie) die Straßenseite wechselt. Dabei spielt es keine Rolle, wo sich dieser Mensch gerade auf der Welt aufhält. Die Hunde kommen angelaufen. 100%-ig!

Für koreanische Kinder sind Hunde etwas so Seltenes, dass sie an keinem vorbei gehen können, ohne nicht wenigstens die Eltern, Geschwister, Freunde auf das kleine verängstigte Tier aufmerksam zu machen, ihn zu füttern versuchen, zu streicheln oder zu bewerfen. In einer Stadt, die nur von Menschen bevölkert ist, aber nicht durch Natur belebt und in der jeder Baum und jede speckige Taube ein Zeichen für die Widerstandskraft der Evolution ist, gewinnt das scheinbar Selbstverständliche und Alltägliche an Attraktivität.

Was die Frau da genau macht, weiß ich nicht. In diesen Tagen und Wochen sieht man öfter Frauen, die im Gras neben stark befahrenen Schnellstraßen hocken, dabei mit einem Messerchen herumhantieren und dann irgendwelches Grünzeug in Plastiktüten stopfen. Wohl bekomm's.

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1.4.08

Ausgeflittert!

Eine riesige Katastrophe für die koreanische Tourismusindustrie bahnt sich an. Nachdem in den frühen Morgenstunden heute bekannt wurde, dass auf der beliebten koreanischen Urlaubsinsel Jeju-do ein Meteorit einschlug, gibt es in Funk und Fernsehen stündlich neue Meldungen aus der Krisenregion. Noch ist nicht absehbar, wie groß das Ausmaß der Schäden ist.

Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass Hunderte koreanischer Hochzeitspaare ihre Flitterwochen in diesem Jahr nicht auf Jeju verbringen können. Es war bisher für ein frischverheiratetes Ehepaar die Regel, dass man den ersten (und für lange Zeit einzigen) Urlaub auf dem herrlichen Eiland mit seinem subtropischen Klima verbringt. Wo früher weiße Sandstrände und das blaue Meer den Koreanern eine unbeschwerte Zeit garantierten, klaffen jetzt schroffe zerklüftete Täler. Ein Foto, dass ich gerade direkt vom Fernsehschirm aufgenommen habe, zeigt dies deutlich.

Wer die koreanischen Nachrichten nicht versteht, kann sich auf dieser deutschen Seite über die aktuelle Lage auf Jeju-do informieren.

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Buchtipp für Koreanischlerner

Es ist schwer, ein Lehrbuch zum Koreanisch lernen zu finden, was sich an Menschen richtet, die in Westeuropa ihre erste Fremdsprache gelernt haben. Damit meine ich, dass das Buch kommunikativ ausgerichtet ist und nicht auf das Auswendiglernen abzielt, es ein vernünftiges Layout besitzt, die Schrift gut lesbar ist, die Grammatik vor den Übungen erklärt wird, im Anhang eine Wörterliste vorhanden ist, usw. Leider ist das in Korea keine Selbstverständlichkeit. Das Angebot an Lehrbüchern ist zwar riesig, aber leider auch meistens qualitativ begrenzt.

Ich will nicht die Deutsch-Lehrbücher über den grünen Klee loben, denn da gibt es auch manche Kapriolen der Autoren, über die man als Lehrer nur staunt.

Aber es ist bei den meisten Büchern eine klare Konzeption im zu vermittelnden Lehrstoff erkennbar. Der Lernfortschritt wird nicht zwischen Lektion 1, 2 und 3 in unermessliche Höhen geschraubt. Eingeübter und bekannter Wortschatz wird immer wieder mal wiederholt. Die Ausnahmen in der Grammatik sind klar gekennzeichnet. Im Anhang findet man meistens einen Grammatikteil sowie eine Wörterliste. Und auch grafisch sehen deutsche Lehrbücher wirklich ansprechend aus, wenn man sie mit koreanischen vergleicht.

Auf "Korean made easy for beginners" von Seung Eun Oh aus dem Darakwon Verlag, das ca. 18.000 Won kostet, machte mich übrigens eine junge Koreanischlehrerin aufmerksam, nachdem ich ihr meine Probleme mit der koreanischen Lehrmethodik geschildert hatte. Nach zweieinhalb gescheiterten Koreanischkursen, die allesamt nicht viel gebracht haben, außer viel Frustrationen und unverständlichen Lehrmethoden, beschloss ich, mit diesem Buch neu anzufangen und weiter zu lernen. Eine CD mit Hörübungen sowie ein Heftchen mit nützlichen Redewendungen liegt dem Buch auch noch bei. Und damit ist das ganze Lehrwerk günstiger als eine Stunde Koreanischunterricht!

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