24.4.07

Rundschau vom 24.04.2007

Was mir an der Korea Universität bislang sehr angenehm aufgefallen ist: Es wird selten in Prüfungen gespickt bzw. abgeschrieben. Ich arbeite gerade an der Beantwortung dieser Frage. So besitzt der "Stern"-Artikel über die Spickzettel-Sammlung eines deutschen Mathematik-Lehrers für mich eher Kuriositätswert.

Ausländische Studenten, die in einem Moskauer Studentenwohnheim wohnen, durften am 20. April aus einem ganz bestimmten Grund nicht das Haus verlassen, steht bei "SPIEGEL ONLINE".

Die "Berliner Zeitung" berichtet von einer Neuauflage eines alten Plans von 1905 von Russen und Amerikanern, einen Tunnel durch die Beringstraße anzulegen, der Asien und Nordamerika miteinander verbinden soll.

Berlins ältester Kinobetreiber feiert seinen 100. Geburtstag. Ein Ständchen dazu im "Tagesspiegel".

Anekdoten aus den bewegten Lebensjahren des BILD-Kolumnisten erzählt Alexander Kühn. Die "taz" druckt seinen Beitrag als Textauszug aus dem Buch "Die Alpha-Journalisten" ab.

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Etwas süßes grünes...

Neulich beim Einkaufen entdeckt und sehr zu empfehlen: Grüner Tee Schokolade. Die kleinen, wie immer einzeln verpackten, Stückchen sind mit einem grünen Pulver bepudert, was einen angenehm herben und erfrischenden Geschmack auf die Zunge zaubert. Demnächst werden noch die Sorten "Soft Milk" und "Dark Chocolate" ausprobiert.

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23.4.07

Die schärfsten Schoten

Komme gerade aus der mündlichen Prüfung. Die Studenten mussten zuerst ein kurzes Vorstellungsgespräch führen und anschließend über zwei verschiedene Fotos, die thematisch aber zueinander passten, diskutieren. Einige nette Sätze, die während der Diskussion gefallen sind, habe ich mitstenografiert:
  • "In dem Foto sehe ich drei Sonnen." (Zu sehen war eine Familie beim gemeinsamen Kochen in der Küche mit drei Söhnen.)
  • "Er trägt einen langen Lock." (Auf dem Foto war eine Frau mit Trachtenrock abgebildet.)
  • "In meiner Freizeit gehe ich auf dem Berg spazieren." (Wenn das Reinhold Messner wüsste... Er würde mit dem Bergsteigen sofort aufhören!)
  • "Meine Mutter ist sehr gut zu kochen." (Die Studentin meinte, dass ihre Mutter gut kochen kann.)
Hinweis: Bevor wieder irgendjemand in den Kommentaren herumbrummelt, dass ich mich über die Koreaner lustig machen würde, stelle ich fest: Natürlich mache ich mich über die Koreaner lustig. Sie machen sich ja auch über unsere lustige deutsche Aussprache lustig. Also hat jeder was zu lachen.

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Zwischenprüfung - Zwischenfrage

Vom 20. bis 26. April ist an der KU Zwischenprüfungswoche. Woran man das merkt?
  • Das WLAN auf dem Campus funktioniert stabiler als sonst.
  • In der Cafeteria bekommt man auch in der Spitzenzeit zwischen 12-13.30 Uhr noch einen Sitzplatz.
  • Auf den Gängen stehen und sitzen Studenten, die, über Hefte und Bücher gebeugt, unverständliche Sätze vor sich hin murmeln.
Ein schööönes Video mit schöööner Musik passend dazu: The Jam - "That's Entertainment".

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Wunschdenken und Wirklichkeit in Korea

Auf nukus Blog wurde vor einiger Zeit ein interessanter Gästebucheintrag einer Koreanerin veröffentlicht, auf den ich an dieser Stelle hinweisen will sowie auf die spannenden Kommentarbeiträge.

Den Senf, den ich dazu dort abgegeben habe, gebe ich hier - geringfügig verändert - nochmal ab. Doppelt hält bekanntlich besser.
Erstmal vielen Dank für diesen mutigen Beitrag von Jooeun Yi, der viel erklärt, auch vor sogenannter "Nestbeschmutzung" nicht zurückschreckt und offensichtlich die deutschen Leser stark polarisiert (siehe vorige Kommentare).


In der Tat versucht Korea gerade einen wahnwitzigen Spagat zwischen wirtschaftlichem Erfolg und gesellschaftlicher Harmonisierung unter gleichzeitiger Beibehaltung traditioneller Denkweisen und Rollenbilder hinzubekommen. In anderen Ländern, insbesondere in Westeuropa, sind solche wirtschaftlichen Entwicklungen fast immer in langen Zeiträumen und mit gesellschaftlichen Veränderungen einhergegangen. Beispiel: Das Zeitalter der europäischen Aufklärung Ende des 18. Jahrhunderts konnte erst stattfinden, nachdem das Bürgertum erstarkt war und sich zunehmend von Adel und Klerus emanzipierte. Mit der finanziellen Unabhängigkeit des Bürgertums fanden auch neue geistige Strömungen einen Nährboden. Umgekehrt ging (bzw. geht) das nicht in der Geschichte: erst die Theorie vom Sozialismus/Kommunismus bei Marx und Engels, dann 80 Jahre später der durchgeplante gesellschaftliche Umbau in Sowjetrussland und anderen Ländern. Da fehlte es zwar nicht am Bedürfnis, etwas in der Gesellschaft verändern zu wollen, aber die Idee des Kollektivismus widersprach der menschlichen Eigenart, etwas allein besitzen zu wollen.


Nun kann man die europäische Geschichte ganz sicher nicht 1:1 auf andere Kulturen übertragen. Als historisch-evolutionäres Leitbild (Marx, ick hör dir schon wieder trapsen!), dass bestimmten Mustern, Ideen und "Klassenkämpfen" (naja, nennen wir es "Folge von Generationenkämpfen") von Zeit zu Zeit in der Geschichte folgt, mag es aber hinreichend als Erklärungsmodell dienen.


Die jüngere koreanische Generation wird sich dieses Festhalten an überlieferten Formen des Zusammenlebens innerhalb der Familie und Partnerschaften angesichts gewachsener Konsumwünsche, steigender persönlicher Unabhängigkeit und eines selbstbewussteren Umgangs mit anderen Menschen auf Dauer nicht gefallen lassen, von der sooft beschworenen "Tradition" bei privaten Entscheidungen gängeln zu lassen. Dafür sorgen schon die Helfershelfer der globalisierten Welt: zunehmende mediale Vernetzung, zielgruppenrelevantes Marketing und Erschließung neuer Märkte. Die Wirtschaft kann mit dem Begriff "Tradition" nichts anfangen, solange man damit kein "Image" oder eine "Marke" verkaufen kann. Auch wirkt das so heftig von beiden Seiten attackierte "hierarchische Denken" innerhalb der koreanischen Gesellschaft vielleicht hemmend auf die einzelne Person, aber als gesellschaftliches Phänomen betrachtet, übernimmt es eine eher ordnende Funktion. Jeder Koreaner kennt seinen Platz in der Gesellschaft. Das widerstrebt zutiefst dem europäischen Gleichheitsgedanken, aber warum sollte ausgerechnet der das Allheilmittel für alle Probleme auf dieser Welt sein? Die Amerikaner sind bei diesem Versuch mit ihrem Vorgehen neuerdings im Irak kläglich gescheitert. Das Land wird dort auch in Zukunft nicht durch den Demokratiegedanken westlicher Prägung befriedet werden können.


Insofern würde ich diese Debatte über kulturelle Unterschiede gern noch einmal in 20 Jahren führen und mir anschauen, ob sich "fremde Kultur" zukünftig nicht in Diskussionen über die Länge der Reisezeit in ein anderes Land oder der Suche nach der besten Übersetzungssoftware für die Landessprache erschöpft. Die Evolutionstheorie Darwins ließe sich etwas modifiziert auch auf menschliche Formen des Zusammenlebens übertragen. Mal sehen, wer der Stärkere ist und sich durchsetzt - Tradition oder Kapitalismus. Wie viele Reste des sogenannten "Weltkulturerbes" man dann noch bei den Menschen auf den verschiedenen Kontinenten finden kann, wie viel sie über das Leben und die Bräuche ihrer Vorfahren wissen, und wie viele Bestandteile der Kulturgeschichte (wie z.B. Essen, Musik, Feste, etc.) als "Spezialität" oder "Attraktion" in einem Online-Museum zur Belehrung und Erbauung nachfolgender Generationen dienen... wer weiß?!

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22.4.07

Rundschau vom 22.04.2007

Präsidentschafts-Wahlen in Frankreich und Regelung der Erbfolge in Russland - von Putin zu Iwanow (via Spiegelfechter).

Der Bischof von Peking ist tot, schreibt "DIE WELT". Hab bis vor 10 Minuten noch nicht mal geglaubt, dass es im kommunistischen China einen katholischen Oberhirten gibt/gab. Zur Weiterbildung auch die Kommentare lesen.

Die Loveparade dröhnt ab jetzt durch den Ruhrpott und nicht mehr durch Berlin. Glück gehabt, Tiergarten! Mehr dazu beim "Tagesspiegel".

Die "Deutsche Welle" hat es den anderen öffentlich-rechtlichen Sendern Deutschlands vorgemacht und einen eigenen Kanal bei Youtube eröffnet. Ich hoffe, dass das Signal bei den anderen Sendeanstalten verstanden und nachgemacht wird. Für die britische BBC ist das ja fast schon kalter Kaffee, die sind den Anderen einen Schritt voraus und twittern (oh je!) sogar schon...

Helge Schneider auf finnisch: M.A. Numminen. Seine Coverversion von "Yes Sir, I can boogie" bei Youtube:



Zum Abschluss noch der Hinweis auf einen Werbeclip für einen neuen Video-Internetratgeber.

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18.4.07

Gluck der Woche (2)

So sieht es aus, wenn die Koreaner ein simples berlinerisches "Ick liebe dia" nicht über die Lippen bringen wollen/können und stattdessen zum Kaffeebecher greifen, um durch die Wahl des richtigen Kaltgetränks zu verstehen zu geben: "Sarangheyo"!

"Two in love" nistet mit Vorliebe in den Kühlregalen hiesiger Supermärkte und tritt paarweise auf. Als Zeichen der Verbindung dient kein güldener Ring, der den Bund des Koffeins besiegelt, sondern ein Stück Pappe, mit dem das Getränkegebinde zusammengehalten wird.

Zur Ausstattung dieses Modells gehört ein extra verpackter Strohhalm an der Becherseite, an dem MacGyver sicher seine helle Freude gehabt hätte, um ihm zum späteren Tiefsee-Schnorcheln, Öl-Absaugen oder Aquarium-Reinigen zweckentfremdend einsetzen zu können.

Worin besteht der Mehrwert für den Konsumenten? Nun, es handelt sich um ein Gebräu, dass dem europäischen Verständnis von "Kaffee" schon bedenklich nahe kommt. Bedenklich deshalb, weil man plötzlich Bitterstoffe und Spuren von Koffein bei "Two in Love" bemerkt, deren Geschmack man im Laufe der Zeit in Korea entwöhnt wurde. Kaffee bedeutet hierzulande bestenfalls "Muckefuck" (ostdeutsch) oder "Malzkaffee" (westdeutsch) und angesichts dieses brachialen Eindrucks längst vergessener aufputschender Sinneseindrücke, beginnt man herumzumäkeln: Ui, was für eine bittere "Zwei in Liebe"! Aber gut!

Fazit: 4 von 5 Tropfen. Billiger als ein Café-Besuch. Teurer als die überall herumstehenden Kaffee-Automaten.

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KU-Marathon

Heute war ein inoffizieller Feiertag an der Korea Universität: ein Marathon-"Lauf" zum Gedenken an die "Ereignisse" vor "soundsoviel" Jahren. Genaueres war leider im Vorfeld nicht zu erfahren. Die Studenten wollten schlicht und einfach einen freien Tag, also ließ ich - nicht ganz uneigennützig - eine Veranstaltung für die Freshmen ausfallen.

Viel über die Hintergründe für diesen Gedenktag erfuhr ich nicht von den Studenten in den Kursen, in denen ich unterrichte. Teils liegt es daran, dass sie mehr mit ihrem Privatkram zu tun haben, teils daran, dass sie nebenbei versuchen, einen formidablen Studienabschluss hinzulegen und über Globalisierung alles, über ihre eigenen Traditionen aber herzlich wenig wissen. Die Leute, die sich auskennen, muss man lange suchen oder durch glückliche Umstände finden.

Dass der 18. und 19.4. für die koreanische Gesellschaft vor ein paar Jahrzehnten wichtige Tage waren, an denen die demonstrierenden und protestierenden Studenten der Korea Universität maßgeblich beteiligt waren, ist heute fast unbekannt. Der sportliche Event-Charakter verdrängt die politische Dimension.

Marathon bedeutet übrigens, dass die Studenten eine ca. 10 Kilometer lange Strecke an einer stark befahrenen Hauptstraße entlang hin zu einem Ehrenmal spazieren (nicht etwa laufen!), berichtete mir heute eine Augenzeugin.

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Rundschau vom 18.04.2007

Zwei Hintergrundberichte (1 und 2) zum Amoklauf an der Virginia Tech in Blacksburg bei der ZEIT.

Der "Tagesspiegel" stellt ein Geschäftsmodell von zwei jungen Männern vor, die verschiedene Berliner Sehenswürdigkeiten bei Second Life nachbauen und damit Geld verdienen wollen. Link zur Webseite der Netzarchitekten.

Microsoft veröffentlicht neuerdings regionale Varianten seiner Programme und bringt eine elsässische Version des Office-Pakets auf den Markt, weiß SPIEGEL Online. Sympathisches Wort: "Webschnuffler" (steht für Internet-Browser).

Die EM 2012 findet in Polen und der Ukraine statt, berichtet DIE ZEIT.

Der Dutchblog entdeckt in den Niederlanden einen "zukünftigen TV-Hit".

Mal antesten: Zoho ist eine von diesen neumodischen Online Office Programmen. Vorteil: Von jedem Computer mit Internetverbindung kann man seine Dateien bearbeiten. Nachteil: Was passiert mit den online gespeicherten Daten?

Für den Statistik-Freak, der die Daten verschiedenster Länder vergleichen will: The Gapminder.

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17.4.07

Blacksburg

Angesichts der Meldung bei Spiegel Online, dass ein gebürtiger Südkoreaner verantwortlich sein soll/ist für den Amoklauf an der amerikanischen Virginia Tech University bin ich ziemlich sprachlos. Ich versuche mir den Grund für eine solche Tat zu erklären und komme nicht darauf.

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Ginseng geht immer

Der gute Geist der Koreaner heißt bekanntermaßen "Well Being" und taucht immer da auf, wo man ihn am wenigsten vermutet. Neulich stand er im Supermarktregal als Bonbontüte getarnt und hatte sich selbst ein fast unaussprechliches Pseudonym gegeben.

Die Knolle unten links auf der Verpackung ist eine Ginseng-Wurzel. Ginseng geht als Souvenir aus Korea übrigens immer: als Tee, als Sud zum Selberaufkochen, als echte naturbelassene Wurzel, in Kapselform, in Stücken, in Streifen, in Würfeln, als Pulver...

Schon der alte Goethe wusste:
Ginseng ess' der Mensch, hilfreich und gut.
Der Geschmack ist leicht "erdig". Man stelle sich vor, dass man eine Portion Erde im Mund bewegt. Anfangs gewöhnungsbedürftig, aber nicht unlecker. Nun freuet euch, Daheimgebliebene, bald wird auch euch der gute Geist "Well Being" heimsuchen!

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16.4.07

Der bunte Fisch in Yeoido

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Rundschau vom 16.04.2007

Heute - angesichts des schier überquellenden Ordners mit den Lesezeichen der vergangenen Tage - etwas wild durcheinander und weitgehend ohne Erklärungen.

Ein Porträt über den tschechischen Außenminister Karel Schwarzenberg bei der ZEIT.

Japan erneuert seine Entschuldigung gegenüber den koreanischen "comfort women" des 2. Weltkriegs steht bei Turkishpress und der Financial Times.

Der Sohn des Nazi-Architekten Albert Speer eröffnet in Shanghai, der wohl interessantesten Stadt für Architekten derzeit, ein Architekturbüro. DIE WELT hat mit ihm über die Beweggründe gesprochen.

Ein Amerikaner prangert in der FAZ die neue deutsche Schnäppchen-Mentalität an.

Alte Liebe, Skandinavien: ein Bericht über die guten Dänen bei der ZEIT.

Für Freizeit-Botaniker (Flora für Dummies klingt einfach zu negativ) bei der ZEIT.

Werbung erotisch: Auch so kann man eine neuinszenierte Oper ankündigen. (Entdeckt bei "Man muss ja nicht immer reden")

Für den ewigen Nerd: die chinesisch-israelische Browser-Neuentwicklung namens Maxthon. Könnte sich langfristig zum Überraschungssieger im weltweiten Dauer-Duell zwischen Internet Explorer und Mozilla Firefox entwickeln.

Um über den Artikel "Teddybär 69" schmunzeln zu können, sollte man den sentimental-angekitschten Country-Song "Hallo Teddybär" von Johnny Hill im Original kennen.

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11.4.07

Ostern auf dem Dobongsan

Es hatte vor einer Woche ein Osterspaziergang werden sollen. Es wurde dann eine Bergwanderung.

Wer in Seoul dem Lärm und der Hektik der Großstadt entfliehen will, macht sich auf den Weg in das noch verbliebene suburbane Grün. Uns zog es vor einer guten Woche zum Dobongsan im Nordosten der Stadt. Allerdings kamen auch geschätzte 100.000 Seouliter (ich liebe dieses Wort) auf die gleiche Idee und so drängelte sich der bestens ausstaffierte Demonstrationszug, der ein einziges Meer aus Rucksäcken, pinkfarbenen und schwarzen Jacken und den bei den Damen immer noch sehr beliebten Entenschnabel-Hüten bildete, zum Gipfel hinauf.

Das Gute an den anwesenden Menschen ist, dass man nie wirklich Angst haben muss, den falschen Weg zu nehmen oder sich gar zu verlaufen. Man trottet einfach der Herde hinterher. Für Individualisten sind solche Touren leider nichts. Für die erfand Gott ja auch Schweden, Alaska und Patagonien. Immer wieder sieht man auf den koreanischen Bergen dagegen wagemutige mittelalterliche Männer aus den lang dahinziehenden Menschenketten ausbrechen und über steile Felsklippen springen, um den letzten Hauch von Abenteuer und Gefahr auszukosten. Sei es ihnen gegönnt, auch wenn das ständige Dröhnen der Rettungshubschrauber auf Dauer doch etwas nervte, weil alle Nase lang jemand von den Klippen gestürzt war.

Die Wege den Berg hinauf sind in der Umgebung Seouls ausgetrampelt, aber haben sich an vielen Stellen noch einen originären Zustand bewahrt. Anders als auf den breiten gut asphaltierten Kaffee-und-Kuchen-Sonntagsspazierwegen der deutschen Mittelgebirgen, muss man hier als Naturfreund noch harte Arbeit am Felsen leisten, um den Gipfelblick (nebst Foto, das für Koreaner obligatorisch ist) entsprechend genießen zu können. Es gibt Seile, an denen man sich hochziehen muss, steile Treppen, erodierende Eisengeländer und den ganzen Spaß, den ich aus der slowakischen Hohen Tatra kenne.

Damit sind die Touren von vornherein nicht unbedingt gemütlich, sondern eher sportlich zu nennen. Die abgeleistete Distanz liegt bei einer solchen Wanderung selten über 10 Kilometer, dafür fressen sich die anstrengenden Höhenmeter langsam aber sicher in die Gelenke. Abends kann man wunderbar schlafen, verspürt erfreulicherweise aber am nächsten Tag keinen Muskelkater.

Die Begegnung mit den Eingeborenen ist stets freundlich. Mal werden geistige Getränke angeboten, mal wird interessiert genauestens die Kleidung und Haarschnitt der ausländischen Wandervögel inspiziert und schließlich auf die Picknickutensilien: was sie bei ihrem Picknick so verputzen. Wir guckten natürlich gleich zurück und sahen folgendes: die Standard-Wegzehrung für viele Koreaner ist das "Kimbab" (in Seetang eingewickelter Reis mit Käse-, Fleisch- oder Gemüsefüllung), aber auch "Ramyon" (Nudelsuppe im Thermosbehälter), dazu kredenzt man Alkohol: "Makkoli" und "Soju" in ungewöhnlich überdimensionierten Flaschengrößen.

Erstaunte Blicke ernteten wir beim Verstecken unserer Osterpräsente. Deshalb war es dieses Jahr auch so leicht, alle Verstecke aufzuspüren - man musste einfach nur in die Richtung laufen und hinter den Baum gucken, hinter den auch das doppelte Dutzend neugieriger koreanischer Wanderfreunde zuvor schon geschaut hatte.

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10.4.07

Gluck der Woche (1)

Nach der oft belächelten und gelobten Kolumne "Keks der Woche" des Vorjahres hier bei "Seoul Power" wende ich meinen Blick nun einem anderen Teil der koreanischen Supermärkte zu: den Kühlregalen und deren Inhalten. Beim sogenannten "Gluck der Woche" soll es ausschließlich um alkoholfreie Getränke gehen, deren Zahl fast unüberschaubar und deren Artenreichtum nur in feinsten Nuancen geschmacklich auseinander zu halten ist. Der Segen der modernen Lebensmittelindustrie ermöglicht es, die Geschmacksknospen der Konsumenten verdorren zu lassen mittels Aromazusätzen, Zuckerstoffen, Duftessenzen, Farbbeigaben, Konservierungsmitteln und links-rechts-links-gestrickten Joghurtkulturen, aber dafür das (gepriesen seiest du!) Gefühl von "Well-being" durch sämtliche Körperporen pusten. Korea ist da leider keine Ausnahme, sondern vielmehr tapferer Vorreiter bei der Entwicklung des variantenarmen Einheitsbreis bei den Softdrink-Plörren.

Beginnen möchte ich mit einem echten Klassiker, den man in nahezu jedem Getränkeautomaten und jedem Winzigst-Tante-Emma-Laden vorfindet: Pocari Sweat. Der Name allein ist eine Offenbarung, denn damit assoziiert der Käufer den Schweiß jenes legendenumwobenen asiatischen Langstreckenläufers Po-Ka-Ri, der den Vormarsch des Mazedonenkönigs Alexanders des Großen im fernen Königreich Joseon ankündigte, damit die vereinigten Heerscharen der chinesischen Steppen...

Doch soll dieser Artikel nicht zu einer Geschichtsstunde ausarten und so begnüge ich mich mit einer kurzen Einschätzung der Energie-Limonade. Süß, aber nicht klebrig. Milchige Farbe, die leicht abschreckend wirkt. Gekühlt genießbar, warm leider nicht. Nach sportlichen Aktivitäten nur bedingt zu empfehlen, da der Durstlösch-Effekt nicht eintritt. Nach einer Partie Schach oder während fünf Stunden "Formel 1"-Gucken allerdings gut zum Wegschlürfen geeignet.

Pocari Sweat kommt ursprünglich aus Japan. Dafür gibt es gleich noch einen Extrapunkt!

Fazit: 3 (von maximal 5 erreichbaren) Tropfen!

Pocari Sweat in natürlicher Umgebung.

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5.4.07

Olympic Park, Seoul

Beim Spaziergang durch den Olympic Park am Wegesrand entdeckt und fotografiert. Die Skulpturen entstanden anläßlich der Olympischen Sommerspiele 1988 in Seoul. (Achtung: lange Ladezeiten für Modem-Besitzer!)

Notiz: "Powersoul" heißt dieses... na,... Dingens. Da hat jemand die Idee meines Blogs vor knapp 20 Jahren schon aufgegriffen. Nur anders.

Notiz: Stühle sehen dich an.

Notiz: Kein Spielplatz, sondern Iglu-Skulpturen eines koreanischen Künstlers.

Notiz: You love me.

Notiz: Russischer Bildhauer. Klare Formensprache.

Notiz: Seltener Anblick - Hirschrudel inmitten Seouls.

Notiz: Entschärfte Version. Ich war's nicht! Ich hab den Kopf nicht mitgenommen!

Notiz: Baum inner Tonne.

Notiz: Suchbild mit großem Kienappel.

Notiz: Wunschzettel? Kimchi-Rezepte-Archiv?

Notiz: Wandelnde Kaffeekannen.

Notiz: "Sky to Nirvana" (Innenansicht). Absoluter Tunnelblick in der begehbaren Skulptur.

Notiz: Mit gefülltem Wasserbecken sicher noch eindrucksvoller. So nur einfach ziemlich hingeklotzt.

Notiz: Wohin? Nach England.

Notiz: Maya-Kultur? Fantasievoll zusammengebauter Schrott aus Rumänien.

Notiz: Walker on a horse. Die Figur bewegt bei jedem Windhauch den Oberkörper nach vorne. Leichtes Erschrecken.

Notiz: Antik-römisch anmutende Bildhauerkunst.

Notiz: Meine Begleitung meinte, ich solle so fotografieren, dass die Hochhäuser sich in den polierten Kugeln spiegeln würden. Ich folgte dem Rat, aber irgendwie standen die Appartmentblocks rings um das Parkgelände. Man konnte nicht nicht Häuser fotografieren.

Notiz: Sowjetbürgerliche Freizügigkeit. Da ist doch die von Gorbatschow propagierte "Glasnost", neudeutsch: Transparenz, nicht zu übersehen.

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Rundschau vom 05.04.2007

Gute Idee bei "Stationäre Aufnahme": Pharmakugelschreiber-Testberichte. Teil 1 und Teil 2 sind schon da. Hoffentlich gibt es noch mehr. Nebenbei lernt man noch ein paar Medikamente und deren Wirkstoffe kennen. Lehrreich allemal. (Und ich fange bald auch mit einer neuen Serie an, nachdem die "Keks-der-Woche"-Artikel des Vorjahres von verschiedenen Seiten gelobt wurden.)

Absurditäten aus der Personalabteilung: Wie deutsche Unternehmen neue Mitarbeiter auswählen steht in einem Spiegel Online-Beitrag. Besser als jede Tragikomödie.

Gimmicks bei Gizmodo für das Büro: Aufbewahrungsbox für Bagels und Schlagzeug-Set per USB-Kabel als ideale musikalische Mittagspausen-Untermalung.

Für alle ewigen Studenten: Vorlesungen amerikanischer Universitäten per Video im Internet mitverfolgen. (via Sloganmaker)

Input, Input, Input: Die neuen Communities im Web2.0 schießen wie Pilze aus dem Boden. Was ich mir persönlich in den nächsten Wochen genauer anschauen und ausprobieren werde (einfach weil ich schon zu viel positives als auch negatives darüber gelesen habe und neugierig geworden bin):
Irgendwann gab es das vor kurzem in der Geschichte: Die Elite - oder diejenigen, die sich selbst als solche verstehen - möchte gern unter sich sein und sich mit Schönheit umgeben. Der nächste Schritt wäre dann eine Ausweitung des perfiden Gedankens auf die gesamte Bevölkerung. Mehr bei Spiegel Online.

Bin heute etwas nachdenklich gestimmt - vor allem durch dieses Video.

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2.4.07

Rundschau vom 02.04.2007

Südkoreas umstrittener Wissenschaftler Hwang Woo-suk hat es geschafft, Wölfe zu klonen. Auf MSNBC wird über den außerordentlichten Erfolg berichtet, denn das Klonen von Wölfen gilt aufgrund ihres Reproduktionszyklus als schwierig. Ob er damit seine Glaubwürdigkeit zurückerlangt hat, bleibt erstmal offen.

"Kim's Karaoke" in Berlin gibt es ja schon eine ganze Weile. Dem ZEIT-Blogger Jochen Reinecke gefiel das Konzept, weniger das Personal.

Der FOCUS berichtet von den deutschen Sprachkenntnissen von Sandra Bullock. Das würde ich gern mal unsynchronisiert in einem Film hören, bevor ich das mit dem "fließenden Deutsch mit fränkischem Akzent" wirklich glaube.

Scribd will für Autoren/Texter/Leser/Rezipienten das werden, was Youtube für Videofilm-Gucker in punkto Unterhaltung jetzt schon ist - eine gigantische Sammlung, eine Selbstbedienungs-Bibliothek des Wissens. Die Verlage, steht bei WELT online, fürchten jetzt schon die Konsequenzen. Um nur mal so die wichtigsten Stichwörter zu nennen: Urheberrechtsverletzungen, Copyright, Plagiat.

Eine kurze Geschichte des Bloggens in Bildform bei off-record.

In eine ähnliche Richtung zielt dieses gelungene Video, das zeigt, wie und was es mit dem Wort "Hypertext" auf sich hat und was daraus entsteht/enstehen kann. Schon ein wenig alt das alles, denn der Link lag eine ganze Weile in meiner Lesezeichen-Sammlung herum, aber gut inszeniert und deshalb sei an dieser Stelle darauf verwiesen.


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Natur-Infusion

Soweit ist die Menschheit schon, dass sie für Bäume...

eine Art Stützkorsett aus langen Stangen zusammenbaut, damit sie Halt finden und von den drohenden Stürmen des Klimawandels nicht umgepustet werden und...

kleine Behälter tief in die Rinde bis ins Holz bohrt, um die Bäume mit Nährstoffen zu versorgen.

Hatte ich beides bisher in dieser Form noch nicht gesehen.

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Ausstellungsstücke

Sollte es jemals ein Museum geben, dass das (Alltags-)Leben der Deutschen im Ausland dokumentiert, würde ich gern einige Fotos dazu beisteuern.
Stilleben/Abendbrottisch, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, Seoul/Südkorea

Stullenkunst, aus der Reihe: Kreative Dekorationsideen für den Abendbrottisch

Stullenkunst, Fortsetzung der Reihe: Kreative Dekorationsideen für den Abendbrottisch

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1.4.07

Neue Berliner Landesfahne

Knut-Eisbären-Inhalt jetzt - über Umwege - auf diesem Blog. Ich habe mich lange dagegen gewehrt. Aber diese Nachricht bei den Hauptstadtbloggern fand ich dann doch ein starkes Stück!


:-) Smiley für Deutsche

^-^ Smiley für Koreaner

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